Freitag, 16. Dezember 2011

Schmerz

Ja, ich wollte heute vom Unperfekthaus schreiben. Doch manchmal kommt es anders.


Es gibt Schmerzen in mir. Diese Schmerzen existieren schon lange. Sie haben sich über Wochen, Monate, zum Teil sogar über Jahre, angesammelt und in mir aufgestaut. Ein wirksames Ventil, eine Lösung, eine Therapie, habe ich nicht.
Heute ist einer der Tage, an denen mich dieser alte Schmerz überwältigt, mich wie eine Welle überrollt und mich lähmt, so dass ich kaum mehr an etwas anderes denken kann. Im Kampf gegen meine Dämonen bin ich so gut wie hilflos. Das Schwierige ist, daran nicht zu zerbrechen. Aufzugeben. Ich möchte nicht einknicken, weil ich denke, wenn ich mich nur noch als Opfer dessen sehe, was um mich herum passiert ist, nimmt mir das meine Lebensfreude und jegliche Motivation, für mich einzustehen.
Ich kämpfe, um weiter kämpfen zu können. Weil ich etwas habe, für das es sich zu kämpfen lohnt. Da ist mein Traum, meinen Weg zu gehen. Da ist ein Partner, für den ich ein besserer Mensch sein möchte. Da sind Freunde und Verwandte, die die Stärke in mir sehen.


Immer stark sein kann ich nicht. Heute bin ich schwach. Ich bin müde. Müde, zu kämpfen. Mein härtester Kritiker bin ich selbst, und ich kann mich nicht überzeugen, dass ich heute die Kraft aufbringen kann, die ich bräuchte, um meine Dämonen in der Griff zu bekommen. Ich will nicht mehr kämpfen müssen, doch ich weiß, dass ich es noch lange Zeit tun muss.


Vor etwa fünf Jahren hat ein Mensch, der mir sehr nahe stand, eine große Veränderung gewagt. Und seitdem hat er einen Weg eingeschlagen, in dem ich keinen Platz mehr zu haben scheine. Manchmal ist mir, als hätte ich ihn verloren, als wäre er gestorben oder sehr weit weg gezogen. Nicht, dass davor alles gut war. Doch seitdem ist es immer schwieriger geworden. Es ist, als wäre mir der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Ich falle und finde nicht immer den nötigen Halt, um mich ein Stückchen weit aus dem endlosen Loch im Boden herauszuziehen. Gewonnene Kämpfe sind Teilerfolge, doch so richtig weit nach oben schaffe ich es nicht.
Ich habe Angst, dass mich meine Kräfte verlassen und ich vollends erschöpft bin. Nicht mehr weiter kann. Das darf nicht sein. Also kämpfe ich weiter.

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Unperfekt 1

Heute habe ich nur wenig Zeit zum Schreiben. Also schreibe ich, was ich heute vorhabe, denn darüber möchte ich morgen berichten. Ich werde mit einem Arbeitskollegen aus Indien, der gerade hier zu Besuch ist, und einem der anderen deutschen Kollegen nach Essen ins Unperfekthaus fahren. Der indische Kollege, nennen wir ihn hier Raya, wohnt ziemlich weit ab von allem außer der Arbeit und hat auch nur ein Fahrrad zur Verfügung. Deshalb nehmen wir ihn mal mit wohin, wo er noch nie war. Außerdem freut er sich auf die Gelegenheit, mal außerhalb der Arbeit zu reden und kennenzulernen, wie es sich hier lebt.
Warum das Unperfekthaus? Weil es dort toll ist.


Fortsetzung folgt.


Aryla

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Karma

Gibt es eigentlich so etwas wie Karma?


Die Vorstellung finde ich irgendwie gut. Wenn man etwas gutes, freundliches tut, wird das belohnt. Und wenn man etwas schlechtes, unfreundliches oder eigennütziges tut, dann rächt sich das. Zugegeben, es ist auch irgendwie ähnlich wie Himmel und Hölle in der christlichen Vorstellung. Die Belohnung oder Bestrafung erfolgt bei beidem auch erst später, nicht direkt, ohne unmittelbaren Zusammenhang. Deshalb muss man ja immer gut sein. Um vorzusorgen... Ein seltsames Konstrukt.
Und doch... Manchmal scheint es mir, als käme tatsächlich eine Art kosmisches Feedback zurück. Ich helfe einer alten Frau auf, die auf regennassen Schienen hingefallen war, und bringe sie über die Straße. Und dann fahre ich heim und erwische jede Bahn ganz genau dann, wenn ich am Bahnsteig ankomme, ohne auch nur eine Sekunde warten zu müssen. Ist das Karma? Oder nehme ich es nur so wahr, weil es mich in eine positive Grundstimmung versetzt, geholfen zu haben? Und ich das nächste positive Ereignis unbewusst als Belohnung, als Verbestärkung interpretieren will? Oder: Wenn mir dann etwas Gutes passiert, fällt es mir erst richtig auf, und wäre mir das gleiche an einem anderen Tag passiert hätte ich dem kaum Aufmerksamkit geschenkt?


Und wenn ich sowieso schon genervt bin und an der alten Frau nun vorbei gegangen wäre, wenn auch mit schlechtem Gewissen,  dann hätte ich an der Haltestelle noch warten müssen, der Regen wäre mir (zumindest gefühlt) so richtig ins Gesicht gepeitscht. Dann wäre mir vielleicht der Haustürschlüssel heruntergefallen, einfach weil ich so in Gedanken gewesen wäre, und ich hätte mich geärgert. Wäre in die Wohnung gestolpert und hätte mir gedacht: "Was für ein bescheuerter Tag..."


Kommt es nur auf die Einstellung an? Helfen und andere Menschen lieben macht laut Studien deutlich glücklicher als sich helfen zu lassen und geliebt werden. Menschen, die anderen ehrlich und freundlich gegenübertreten werden geschätzt. Ist das das ganze Geheimnis?


Gut, niemand ist jemals von den Toten zurückgekehrt, oder sagen wir: Diejenigen, die das behaupten, können es zumindest nicht beweisen. Wer weiß, ob es nicht doch ein Fegefeuer gibt, wir plötzlich als Ameise über einen Grashalm krabbeln oder uns doch das rosa Spaghettimonster begrüßt. Aber was soll's? Was immer dann passieren mag, ich möchte nicht darauf hinarbeiten. Sondern es im Hier und Jetzt so gut machen wie möglich. Was auch immer das heißt.


Aryla


PS: Karma ist im Übrigen auch der Name eines Parfums von Lush, dem einzigen, das ich wirklich mag. :)

Dienstag, 13. Dezember 2011

Zu viele Möglichkeiten...

Kennt ihr das? Das Supermarktregal bietet zwanzig verschiedene Tomatensaucen. Dazu verschiedene Variationen von Tomatenmark, mit und ohne Basilikum, Päckchen mit gewürzten und ungewürzten passierten Tomaten, und natürlich Pesto-Variationen. Daneben stehen die Nudeln von mindestens acht verschiedenen Herstellern in zwölf verschiedenen Formen, aus Hartweizen oder Dinkel, dreifarbig oder gefüllt... Ich will doch nur Pasta, und das schnell. Ach so, die Instant-Fertiggerichte in Tüten sind auch noch da, außerdem die Instant-Saucen, von den allseits bekannten Marken wie auch von der Hausmarke.
Ein banales Problem, schon klar, aber muss es denn wirklich das alles geben? Ich habe keinen Überblick und brauche etwas Zeit, um zu sehen, dass dort unten versteckt günstige Farfalle liegen, die tun es allemal, und die Arrabiata hier rechts hatte ich schon mal, die war gut, also ab in den Einkaufswagen damit.


Aber so ist es doch mit vielem. Es gibt so viele Möglichkeiten, und kaum jemand hat einen Überblick und kann einfach so aus dem Handgelenk heraus sagen, was das beste ist. Oder zumindest das beste für mich, oder eine andere Person. Zum Beispiel bei der Berufswahl. Beim Geldanlegen. Oder welche Versicherung ich brauche und wo ich die am besten abschließen soll.


Ich habe vor kurzem ein neues Wort gelernt, das genau dieses Phänomen beschreibt: Multioptionsparalyse! Ein wundervolles Wort, ebenso verwirrend und lang wie der Entscheidungsprozess, wenn man unter ihr leidet. Es stand leider nicht in dem Artikel, wie man ihr entkommt...


Aryla

Montag, 12. Dezember 2011

Nichts tun müssen

Manchmal ist es herrlich, in diesem Moment nichts tun zu müssen. Auch wenn man trotzdem etwas tut. Weil man es will.


In diesem Sinne...


Aryla

Sonntag, 11. Dezember 2011

Clubmeisterschaft

An diesem Wochenende finden die Clubmeisterschaften meines Schwimmvereins statt. Zum ersten Mal nach dem Neubau unserer Trainingstätte war es uns wieder möglich, uns so auch geschlossen als Verein zu zeigen, mit dieser Veranstaltung auch an die Öffentlichkeit zu treten. Zu zeigen, dass es uns gibt und was wir tun.
In letzter Zeit war ich seltener als Kampfrichter auf Wettkämpfen. Sie nehmen meist das ganze Wochenende ein, Zeit, die ich nicht immer bereit bin zu opfern. Doch gestern war für mich ein Highlight. Nicht, weil alles perfekt funktioniert hätte. Wir mussten mit der Technik kämpfen, die noch nie für einen Wettkampf eingesetzt worden war. Die niedrige Anzahl von Kampfrichter im Verein haben wir durch engagierte Helfer und ein bisschen Improvisation ausgleichen können. Die eine oder andere Stoppuhr fiel aus. Die Stimmung unter den Mitarbeitern war zum Teil sehr angespannt, man war nervös und aufgeregt. Und doch. Als ich am Beckenrand stand und beobachtete, wie die Kinder, die wir im Verein schwimmen gelehrt haben, zum ersten Mal auf den Startblock steigen, ins Wasser springen und von ihren Eltern bejubelt ihre erste Bahn schwimmen, war ich stolz. Ich war froh, Teil dieser Veranstaltung zu sein.
Nach zum Teil sehr ermüdender Arbeit für den Verein in den letzten Monaten hatte ich gestern das Gefühl wieder, wegen dem ich seit neun Jahren Kampfrichter und seit acht Jahren Trainer bin. Die Freude sehen dürfen, wenn diese Kinder ihre Erfolge feiern, und seien sie noch so klein. Ich habe wieder wahrnehmen können, wie wertvoll meine Arbeit ist. Der Schwimmsport ist für mich nicht nur ein Hobby, sondern auch eine Aufgabe. Ich kann beim Training etwas von meiner Erfahrung teilen. Etwas, das Kindern Sicherheit gibt, Erfolgserlebnisse, Selbstbewusstsein. Auch Bewegung, einen Sport, möglicherweise Medallien. Aber das ist in dem Moment für mich eher das Medium, nicht die oberste Priorität. Mit dem Schwimmverein bin ich aufgewachsen und dort bin ich in meiner Welt und dort kann ich etwas bewirken. Ein gutes Gefühl.


Heute werde ich wieder dort sein. Ich freue mich schon auf die strahlenden Augen.


Aryla

Samstag, 10. Dezember 2011

Endjahres-Nachdenklichkeit

Es geht mir wieder wie in jedem Jahr, das sich langsam aber sicher dem Ende neigt. Es war in vielen Punkten ein gutes Jahr. Und doch... möchte ich im nächsten Jahr irgendwie besser sein. Mir selbst weniger im Weg stehen. Das, was mir wirklich am Herzen liegt, auch machen. Mich nicht so sehr stressen. Mehr Zeit für die wirklich wichtigen Menschen haben. Mal entspannen. Und überhaupt: es irgendwie weniger schwer haben.
Nur wie??? Wie soll ich das alles schaffen? All diese Vorsätze, von denen ich weiß, dass ich sie in den seltensten Fällen wirklich in die Tat umsetzte, tauchen völlig ungewollt in meinem Kopf auf und wollen nicht mehr verschwinden. Nur kann ich nicht gleichzeitig mehr Zeit für Familie und Freunde haben, länger auf der Arbeit bleiben, mehr Sport machen, mehr schreiben, mehr Bass spielen, dazu noch eine Fremsprache lernen, mir mehr Auszeiten nehmen, und alles was mir sonst noch einfällt. Der Ehrgeiz wäre da, doch ich scheitere an der Realität: Meine Zeit und auch meine Energie werden dafür nicht reichen.
Was mache ich also? Ich werde wohl noch ein bisschen darüber nachdenken. Und dann schreibe ich meine Pläne in meinen neuen Kalender für 2012! :)


Geht es eigentlich nur mir so? Oder ist der Jahreswechsel eine allgemeine Gedankenfalle?


Liebe Grüße,
Aryla

Freitag, 9. Dezember 2011

Der 28-Stunden-Tag

In dem wundervollen Webcomic xkcd habe ich folgende Idee aufgegriffen: Den 28-Stunden-Tag! Man teilt einfach die Woche anstatt in 7x24h in 6x28h auf. Die Idee finde ich irgendwie interessant. Es einfach mal auszuprobieren würde mich schon reizen. Na gut, mir meinem Arbeitsalltag ist das nicht vereinbar... Und ich glaube auch, längerfristig kann es sehr anstrengend sein. Und vielleicht sollte man es im Sommer probieren, dann hat man die optimale Sonnenschein-Ausbeute, egal an welchem "Tag" ;)
Ich glaube, was es für mich so spannend macht, ist die Neugier, die Erfahrung, die ich gewinnen könnte. Die Zeit anders erleben. Und einfach schauen, was passiert. Bin ich nach 40 Stunden schon total kaputt? Oder macht es mir Spaß, es einfach einmal anders zu machen? Wer weiß, vielleicht werde ich es herausfinden.


So long


Aryla

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Warum Blog?

Seit der Monat angefangen hat, habe ich jeden Tag gebloggt. Jeden. Das ist im Moment meine Aufgabe, von mir selbst auferlegt. Weil ich den Eindruck habe, dass das Schreiben mir gut tut. Meine Gedanken sammelt und von meinem Kopf, wo sie hin- und herwuseln, Verstecken spielen, dann mit einem lauten "Bu!" wieder hervorkommen, sich verlaufen, im Kreis rennen... von meinem Kopf gelangen sie jedenfalls "aufs Papier", hier in elekronischer Form, und ich kann sie mir anschauen. Dann ist weniger Chaos in mir.
Dadurch, dass ich die Gedanken veröffentliche, sie nicht einfach in irgendein Notizbuch kritzle sondern einen Eintrag mache zu einem Thema, kontrolliere ich auch ein Stück weit, dass ich auch wirklich täglich schreibe. Ein Motivationstrick. Auch wenn nicht jeder Eintrag lang ist. Und an manchen Tagen muss ich vorher etwas für die Tage vorbereiten, an denen ich mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Zeit zum Schreiben finden werde. Doch ich will ja diesen Monat durchziehen. Komplett. Danach reicht mir so ca. einmal pro Woche bloggen, denke ich. Aber dieser eine Monat, das ist ein Test. Wie viel mir das Schreiben wirklich hilft. Und ob ich es wirklich durchhalten kann, wenn ich nur will


Und ich will.


Aryla

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Randy Pausch

Kennt ihr Randy? Randy Pausch war Informatik-Professor in Pittsburgh. Und er konnte Menschen begeistern. Woher ich das weiß? Neben seinen wissenschaftlichen Erfolgen ist er vor allem für seine Last Lecture bekannt. Eine US-amerikanische Tradition will es, dass ein Professor bevor er die Universität verlässt, eine Vorlesung hält, als wäre es seine letzte. Traurigerweise war Randy Pausch bei seiner Last Lecture bereits unheilbar krank und jeder im Raum wusste: Das ist tatsächlich das letzte Mal, dass er vor seine Studenten treten wird. Und unter dem Titel "Really Achieving Your Childhood Dreams" redete er über eine Stunde lang in einem voll besetzten Hörsaal. Das Video wurde Millionen Male angeschaut. Dieser Mann bemitleidet sich nicht selbst.
Er erzählt aus seinem Leben. Und wie er es geschafft hat, sich fast alle seiner Kindheitsträume zu erfüllen. Er möchte den drei Kindern, die er zurücklassen muss, damit helfen, eine Botschaft mitgeben.
Ich bin überraschend stark mitgerissen worden. Und finde die Last Lecture extrem sehenswert. Auch für Nicht-Informatiker ;)


Schaut es euch doch mal an.


Aryla

Dienstag, 6. Dezember 2011

Christ sein oder nicht sein - das ist die Frage

Um meine Überlegung von gestern fortzusetzen: Wenn ich doch nicht an einen Gott glaube, warum unterwerfe ich mich dann dem ganzen Weihnachtsrummel? Der allgemeinen Meinung, ja fast schon Norm, zuliebe? Aus Gruppendruck? Um dazuzugehören? Nein, das kann ich doch nicht wollen. Oder?
Die Alternative: Konsequent alle Veranstalungen meiden, die mit Weihnachten oder allgemein mit dem christlichen Glauben zu tun haben. Keinen Weihnachtsmarkt besuchen, auch wenn die hübsch geschmückten Innenstädte noch so sehr locken. Keinen Weihnachtsbaum. Keinen Adventkalender. Keine Zimtsterne. Keine Feier an Heiligabend. Kein Geschenketauschen und kein Kirchenbesuch mit der Familie. Doch kann ich meine Familie so vor den Kopf stoßen? Dass sie mir nichts schenken sollen, können sie vielleicht verstehen. Dass ich auch nichts schenke. Dass ich mich mit der Religion, die sie an diesem Tag leben, nicht identifizieren kann, vielleicht auch noch. Vielleicht würde meine Mutter, wie Mütter das eben manchmal tun, für eine schwierige Phase halten, aber damit könnte sie wahrscheinlich leben. Doch damit, dass ich an Heiligabend nicht mit der Familie feiere? Das würde sie sehr verletzen. Kann ich das wollen? Nein.
Auch die anderen Weihnachtsfeiern müsste ich konsequenterweise auslassen. Zugegeben, nicht jede dieser Feiern ist unverzichtbar und manchmal wird es auch einfach zu viel. Doch gerade die Feier von der Arbeit finde ich wichtig. Ich bin noch nicht so lange in diesem Job und möchte mich nicht ausgrenzen. Gemeinsame Treffen mit den Kollegen geben Gelegenheit, auch einmal privat zu reden und die anderen mal von einer anderen Seite kennenzulernen. Sie Gegenseitig vielleicht auch besser zu verstehen. Darauf möchte ich ungern verzichten.


Ist das falsch? Wo ziehe ich die Grenze zwischen: "Das ist eine religiöse Feier, das möchte ich nicht" und "Das ist Zusammensein mit netten Menschen, warum sollte ich Nein sagen und sie verärgern"? Muss ich eine Grenze ziehen? Wenn ich weitermache wie bisher, ist das Heuchelei? Ich denke darüber nach, ob ich nicht aufhören sollte, meine Wohnung weihnachtlich zu schmücken. Ob ich nicht die Geschenke, die ich mache und bekomme, einschränken sollte. Macht es Sinn aus der Kirche auszutreten, an die man nicht glaubt? Ich bin gerne bereit, das Geld zu spenden, einer Organisation, die ich kenne und bei der ich genau weiß, dass es an der richtigen Stelle ankommt. Eine Entscheidung konnte ich bisher nicht finden.


Was wird eigentlich, wenn ich einmal Kinder habe? Müsste ich die dann nicht auch fernhalten von Osterfeuern, Martinsumzügen und religiös angehauchten Kinderliedern? Ich denke nicht, dass das einem Kind schadet. Ein Glaube kann eine Hilfe sein, Recht und Unrecht unterscheiden zu lernen. Eine Orientierung zu geben. Doch das geht auch ohne. Ich möchte, dass meine Kinder selbst darüber nachdenken, was sie glauben und was nicht, und selbst ihren Weg finden. Doch sie werden erst einmal noch nicht alt und reif genug dafür sein - was also tun? Zum Glück steht diese Entscheidung noch nicht ins Haus. Zugegeben, auch der Vater meiner Kleinen hat bestimmt eine Meinung dazu. Doch noch ist es ja nicht so weit.


Auch ich muss meinen Umgang mit diesem Christ sein oder nicht sein erst finden. Und erlaube mir dabei auch, mal nicht hundertprozentig eine Linie zu fahren. Sondern auch mal abzubiegen und verschiedenen Denkansätze auszuprobieren.


Eure


Aryla

Montag, 5. Dezember 2011

Advent

Sagt man nicht, der Advent sei eine besinnliche Zeit? Stattdessen kommt sie mir von Jahr zu Jahr hektischer vor. Weihnachtsgeschenke wollen besorgt werden Aber bitte etwas persönliches, man soll sich ja schon was dabei gedacht haben. Wenn das nicht immer so schwierig wäre... Doch irgendwann endet jede Suche nach dem perfekten Geschenk - und sei es nur aus Zeitdruck. Außerdem wollen ja noch Weihnachtsfeiern besucht werden: Von der Arbeit, vom Sport, ein vorweihnachtliches Zusammentreffen mit der Familie... Und dabei habe ich noch nicht einmal Kinder, die selbst wieder im Kindergarten und/oder Schule und/oder Sportverein und/oder Musikschule... eingeladen sind. Dazu kommen dann all jene Geburtstage, Vereinsmeisterschaften, Betriebsausflüge und sonstigen Veranstaltungen, die gerade auch noch in diese Zeit fallen. Und diese Weihnachtsmärkte (unverzichtbar auf der Suche nach Geschenkideen) finden auch alle nur in der Verweihnachtszeit statt. Ach ja, Freunde hat man ja auch noch, die sich hin und wieder mal freuen, einen noch zu Gesicht zu bekommen. Das alles zusätzlich zur "Grundlast" Arbeit plus Haushalt. Und der Partner darf bitte auch nicht zu kurz kommen.



Warum machen wir das alles eigentlich? Am Ende wollen die Meisten doch nur eins: An Heiligabend mit allen unseren liebsten Menschen zusammen sein und das feiern. Das Zusammensein. Die wenigsten feiern heute noch, dass der Christenheit vor etwa 2000 Jahren der Messias, der Erlöser und Sohn Gottes, geboren wurde. Ok, in die Kirche gehen gehört für viele dazu, besonders für Familien mit Kindern. Da macht man das doch so.
Ich kenne durchaus Leute, die sehr religiös sind. Erst gestern saß ich an einem Tisch, an dem für mich völlig unerwartet ein Tischgebet gesprochen wurde. Ein Dankgebet, weil es nicht selbstverständlich ist, reichlich zu haben. Eine Geste, die mich berührt hat. Und doch kann ich mich nicht damit identfizieren. Ich bin in einer katholischen Familie aufgewachsen. An Ostern und zu Weihnachten ging man in die Kirche. Im Alltag habe ich nicht viel davon mitbekommen. Klar, viele Gesetze und sozialen Normen unserer Gesellschaft beruhen auf dem Christentum und seinen Regeln. Doch gelebt wurde diese Religion in meinem Elternhaus nicht. Was es gab waren die Fotos. Fotos von Schwester Maria Euthymia. Diese Ordensschwester lächelte schwarz-weiß in der Wohnung meines Vaters in allen Zimmern. 2001 wurde sie selig gesprochen, was mich an die Legenden meiner Kindheit zurückerinnerte. "Engel der Liebe" wurde sie genannt, als sie während des zweiten Weltkriegs in meiner Heimatstadt Dinslaken Verwundete versorgte.
Daran kann ich glauben. Daran, dass es Menschen gibt, die anderen gutes tun. Doch an einen allmächtigen Gott, der uns Menschen lenkt und bei uns ist, das kann ich nicht. Ich kann dankbar sein, ohne einem Gott zu danken. Und in schwierigen Zeiten kann ich nicht denken: "Gott prüft mich", ich denke verdammte Scheiße, muss das sein?! Und dann bete ich nicht. Und bitte einen Gott um Kraft und Unterstützung. Ich muss es selbst anpacken. Die Verantwortung liegt bei mir allein.


Das heißt nicht, dass ich an nichts glaube. Ich glaube zwar nicht an einen Gott oder an eine Kirche, aber ich glaube an Werte. An Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit und Nächstenliebe. Daran, dass jeder Mensch Entscheidungen trifft, und dadurch sich selbst oder anderen helfen kann - oder auch nicht. Macht mich das zum Christ? Wohl nicht. Aber das ist mir auch nicht wichtig. Wichtiger ist mir, mit mir selbst im Reinen zu sein.


Sollte ich also aufhören mit dem ganzen Weihnachtsrummel? Wäre das nicht die logische Konsequenz? Eine gute Frage. Morgen mehr dazu.


Liebe Grüße


Aryla

Sonntag, 4. Dezember 2011

Blog-Update

Am Design hat sich etwas getan. Das neue Highlight: Die Blog-Liste. Das sind die Blogs, die ich verfolge, darunter Webcomics, Tipps zum Schreiben und ein paar Infos zu diesem und jenem. Falls ihr neugierig seid. Leider habe ich nicht herausfinden können, wie man eine Kurzbeschreibung hinzufügt. Also ich meine, ohne sich durch den Quellcode zu wühlen. Viel Spaß damit und einen schönen Sonntag!

Eure
Aryla

Samstag, 3. Dezember 2011

Sind wir Freunde?

Was ist eigentlich ein Freund?


Manchmal trifft jeder auf neue Leute. Kommt ins Gespräch, trifft sich, quatscht über dies und das. Oder man trifft auf alte Bekannte. Tauscht Neuigkeiten aus und denkt an früher. Doch was unterscheidet den Bekannten, den netten Arbeitskollegen oder den Sportfreundvon dem, den man aufrichtig einen Freund nennen kann?


Ist jemand ein Freund, weil er mir zuhört? Weil wir zusammen lachen können? Oder durch ein gemeinsames Hobby? Dieses Klischee "Du kannst mich selbst nachts um 3 anrufen und ich bin für dich da!" erfüllt sich nicht. Wann braucht man schon mal nachts um 3 ganz dringend Hilfe? Eher selten. Doch ich möchte ja jemanden zum Freund, der im Alltag da ist, nicht nur in Ausnahmesituationen. Und wenn ich nun wirklich nachts um 3 anriefe, wer wäre da nicht erst einmal verärgert? Das geht nur, wenn es wirklich wichtig ist gut. Ein schlechter Test. ;)


Jemanden einen guten Freund nennen, ist das nicht auch ein Lob? Ein Dankeschön, dass du da warst, wir hatten eine gute Zeit? Zumindest im Rückblick auf die alten Zeiten scheint es mir so. Doch was ist mit den Neuen? Mit denen, die man noch nicht so gut kennt. Die man noch einschätzt und die noch in Schubladen in meinem Kopf liegen. Wenn ich jemanden nicht gut kenne, orde ich ihn oft in Schubladen ein. Doch je besser ich ihn kenne, umso mehr bekommt er eine ganz eigene Schublade, oder vielleicht ein ganzes eigenes Fach in meinem Kopf, ist kein Archetyp mehr, sondern nur noch er selbst mit seiner Persönlichkeit. Ist das der Schlüssel? Wenn ich jemanden wirklich gut kenne, ist er dann ein Freund? Nein. Es gibt auch Menschen, die ich nicht mag. Denen ich niemals etwas persönliches anvertrauen würde. Die ich vielleicht auch nicht so gut kenne, weil ich mich für ihn interessiert habe, sondern weil dieser Mensch mir von sich aus so vieles erzählt hat, ob ich es wissen wollte oder nicht. Oder weil man zusammen arbeitet, zur Schule gegangen ist... Und so viel Zeit zusammen verbracht hat.
Das Kennen gehört dazu. Aber es ist nicht alles, man muss sich auch sympathisch sein. Und auch das reicht nicht: Man muss auch etwas dafür tun. Zeit investieren und manchmal auch Nerven und Herzblut. Gemeinsam etwas erleben.


Manche sagen, ihre Familie sind ihre Freunde. Ich glaube, wenn man beides hat, eine Familie, die einen unterstützt, und gute Freunde, dann hat man einen riesigen Rückhalt in dieser Welt. Wurzeln. Die dich nicht alleine lassen, egal was ist, und dich auf jedem noch so schweren Weg begleiten. Und natürlich auch die schönen Zeiten noch schöner machen.
Und eins haben Familie und Freunde gemeinsam: Man kann sie sich nicht aussuchen. Wie ich das meine? Ich kann nicht mit jedem befreundet sein. Denn wenn er oder sie das nicht will, reicht mein guter Wille nicht aus. Und ich kann zwar eine Freundschaft beenden nach einem schweren Vertrauensbruch oder indem ich den Kontakt nicht regelmäßig pflege. Aber das kann ich mit einem Verwandten auch. Manchmal gehören Menschen zu unserem "engeren Kreis", die anders sind, als wir es uns wünschen würden. Zum Beispiel weil sie kein Geheimnis bewahren können. Sie wohnen immer noch bei Mama. Oder haben seit Wochen nicht ihre Wohnung aufgeräumt und fragen dann um Hilfe, wenn sie Besuch bekommen. Und sind anstrengend. Und doch lädt man sie zum nächsten Spieleabend ein. Denn sie gehören dazu.


Und noch eins finde ich wichtig. Ein kluger Mann hat einmal gesagt:


Ein Freund ist ein Mensch, der die Melodie deines Herzens kennt und sie dir vorspielt, wenn du sie vergessen hast.


Einer, der ehrlich zu dir ist. Und der dich an deine guten Seiten erinnert, wenn es dir schlecht geht. Der weiß, wie du tickst. Auf den du dich verlassen kannst.


Der Mann hieß Albert Einstein.


Liebe Grüße
Aryla

Freitag, 2. Dezember 2011

Veggie

Ein Thema für mich und viele andere Leute: Vegetarismus, oder anders gesagt, esse ich Tiere oder nicht? Dieses Thema sprang mich im Sommer 2010 an. Ich hatte einen Bericht im Stern gelesen. Nichts außergewöhnliches, mittelmäßiger Tiefgang, der Titel: "Esst weniger Fleisch! - Was der Masenkonsum in Deutschland anrichtet".
Ein ganz neues Aspekt für mich: Was bedeutet es, wenn ich Fleisch esse? Was hat es für Auswirkungen, wenn ich im Discounter eine Handvoll Wurstscheiben für 0,59€ kaufe? Darüber hatte ich mir noch nie ernsthaft Gedanken gemacht. Klar, dass es tote Tiere sind, die dann auf dem Brot, in der Pfanne und im Backofen landen, weiß jeder. Dass diese Tiere auch irgendwo herkommen, gehalten und aufgezogen, gefüttert und versorgt werden müssen, ist auch einleuchtend. Und weiter? Es ist bequem, darüber nicht weiter nachzudenken. Doch ich musste, einmal auf den Gedanken gekommen, konnte ich nicht mehr aufhören, mich damit zu befassen.


Inzwischen esse ich seit fast eineinhalb Jahren kein Fleisch mehr. Und bevor die Frage kommt: Nein, auch keinen Fisch. Auch nicht sonntags. Ein Fisch ist schließlich genauso ein Tier wie ein Schwein oder ein Rind oder eine Katze oder ein Mensch. Ein Mensch? Ja! Auch das weiß im Prinzip jeder. Doch viele schieben diesen Gedanken im Alltag von sich. Ich bin Darwinist. Wer erhebt mich als Menschen über diesen Fisch oder dieses Huhn? Bin ich wertvoller? Warum? Was macht mich besser als andere Tiere, so dass ich entscheiden kann: Ratten sind schlecht und gehören vergiftet, Hamster sind süß und kommen in den Käfig (ab und zu auch auf den Arm zum Streicheln), Schweine sind nahrhaft und müssen für mich sterben. Mir fehlt nichts ohne Fleisch. Warum dann also welches essen? Inzwischen kenne ich mehr als genug Gründe dagegen, aber keinen einzigen Grund dafür.
Es gab einen Morgen, an dem ich nach wochenlangem Grübeln und Recherchieren aufstand und dachte: Nein. Das kannst du nicht mit deinem Gewissen vereinbaren. Seitdem "verzichte" ich, nein, eigentlich verzichte ich nicht, denn ich habe gar kein Verlangen mehr danach, Tiere zu essen. Das stößt in meinem Umfeld nicht immer auf Verständnis. Doch das ändert nichts an meiner Überzeugung. Integrität heißt das heutzutage, wie ich gelernt habe. Nicht nur eine Einstellung zu etwas zu haben, sondern danach auch zu handeln.


Das ist mir wichtig geworden. Meine Überzeugung, dass es nicht richtig ist, Tiere zu essen, hat nicht nur meine Ernährung beeinflusst. Ich denke, dass ich seitdem auch in anderen Situationen mehr versuche, hinter dem zu stehen, was ich tue und sage. Ehrlicher zu mir selbst zu sein. Mir mehr Gedanken über die Konsequenzen meines Handelns zu machen. Bewusster zu leben.


Mache ich mir zu viele Gedanken? Vielleicht. Doch was man einmal gedacht hat, kann man ja nicht mehr zurücknehmen. Zu spät. Ich bin Vegetarierin. Und ich glaube kaum, dass ich das je zurücknehmen kann oder will.


Eure

Aryla

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Zurück...

Über ein halbes Jahr ist es her, das ich hier zuletzt etwas gepostet habe. Es ist viel passiert. Mit mir, aber auch mit den Menschen in meinem Umfeld. Ich bin jetzt eine andere, ein kleines Stückchen weit.


Ich habe in den letzten Wochen viel nachgedacht. Und schreibe diese Gedanken nun auf. Um sie zu sortieren. Und vielleicht auch, um festzuhalten, was gerade los ist, es nicht nur zu begreifen, sondern mir direkt vor Augen halten zu können. Und vielleicht auch als Statement: Das bin ich. So und nicht anders.
Was das Ergebnis sein wird, weiß ich noch nicht. Ein Blindflug. Geht mit mir auf die Reise.


Ich habe neue Menschen kennengelernt. Manche Menschen, die ich bereits kannte, stehen mir jetzt näher. Andere Menschen haben weniger Aufmerksamkeit bekommen, als sie verdienen. Das tut mir Leid, verzeiht mir, Mädels.
Die zarten, langsam wachsenden Bande, die sich Anfang dieses Jahres zu einem ganz besonderen Menschen hin entwickelt haben, sind fester geworden. Ich habe einen Mann an meiner Seite, einen Partner. Dafür bin ich sehr dankbar (du bist der tollste!).


Ich habe im Sommer gleichzeitig zwei ganz neue Sachen angefangen. Aus der Lust heraus, aktiver zu sein: Zumba. Der neue Trend aus den USA. Ich sehe bescheuert aus, wenn ich dem Trainer alles nachtanze, nicht sehr elegant oder sportlich. Aber ich bin danach erschöpft und habe nach fünf Arbeitstagen an, denen mir ständig tausende von Gedanken durch den Kopf schießen, am frühen Freitagabend eine Dreiviertelstunde lang den Kopf frei. Das tut gut.
Das andere neue Hobby: Bass spielen. Es hat mich sooo sooo sehr in den Fingern gejuckt, wieder Musik zu machen. Ich kann es zwar längst noch nicht so gut, wie ich mir das wünschen würde und bin ungeduldig mit mir selbst, aber es wird. Ich habe einen wundervollen schwarzen Yamaha und der rockt!


Seit Juli habe ich auch einen anderen Job, einen Job, den ich genau so wollte. Ich arbeite jetzt in der Konstruktion eines Getriebeherstellers. Neue Leute, neue Aufgaben, neue Ansprüche werden an mich gestellt. Das ist anstrengend. Manchmal sogar sehr. Aber es ist auch das, was ich machen möchte. Da muss ich mich natürlich auch erst einmal bewähren und zeigen, was ich kann. Aber das will ich ja auch. Ich will gut sein, in dem, was ich dort tue. Trotzdem wird es schwierig. Ein ganz neues Level.


Ich bin müde. Viel zu oft bin ich müde. Habe ich mir zu viel zugemutet? Verlange ich mir selbst zu viel ab? Sind meine Ansprüche an mich selbst zu hoch? Ich weiß es nicht. Vielleicht kann ich mir diese Fragen im Laufe der nächsten Wochen beantworten.
Ist Schreiben für mich Therapie? Ein Stück weit schon, ja. Mein Kopf wird klarer, während ich meine Gedanken in Worte kleide und zu Sätzen forme. Am Ende des Tages bin ich aufgeräumter. Es tut mir gut. Ich hoffe, dieses Gefühl bleibt mir erhalten. Das Schlimmste am Schreiben ist, das es manchmal nicht geht. Ich den Drang habe, mich auszudrücken, aber keine Worte habe, in mir ist es ganz still. Wie soll ich mich in diesen Momenten wieder ordnen und aufräumen? Ich weiß es nicht.


Gute Nacht erstmal.


Aryla




Today is where your book begins
The rest is still unwritten
(Natasha Bedingfield in "Unwritten")