Freitag, 16. Dezember 2011

Schmerz

Ja, ich wollte heute vom Unperfekthaus schreiben. Doch manchmal kommt es anders.


Es gibt Schmerzen in mir. Diese Schmerzen existieren schon lange. Sie haben sich über Wochen, Monate, zum Teil sogar über Jahre, angesammelt und in mir aufgestaut. Ein wirksames Ventil, eine Lösung, eine Therapie, habe ich nicht.
Heute ist einer der Tage, an denen mich dieser alte Schmerz überwältigt, mich wie eine Welle überrollt und mich lähmt, so dass ich kaum mehr an etwas anderes denken kann. Im Kampf gegen meine Dämonen bin ich so gut wie hilflos. Das Schwierige ist, daran nicht zu zerbrechen. Aufzugeben. Ich möchte nicht einknicken, weil ich denke, wenn ich mich nur noch als Opfer dessen sehe, was um mich herum passiert ist, nimmt mir das meine Lebensfreude und jegliche Motivation, für mich einzustehen.
Ich kämpfe, um weiter kämpfen zu können. Weil ich etwas habe, für das es sich zu kämpfen lohnt. Da ist mein Traum, meinen Weg zu gehen. Da ist ein Partner, für den ich ein besserer Mensch sein möchte. Da sind Freunde und Verwandte, die die Stärke in mir sehen.


Immer stark sein kann ich nicht. Heute bin ich schwach. Ich bin müde. Müde, zu kämpfen. Mein härtester Kritiker bin ich selbst, und ich kann mich nicht überzeugen, dass ich heute die Kraft aufbringen kann, die ich bräuchte, um meine Dämonen in der Griff zu bekommen. Ich will nicht mehr kämpfen müssen, doch ich weiß, dass ich es noch lange Zeit tun muss.


Vor etwa fünf Jahren hat ein Mensch, der mir sehr nahe stand, eine große Veränderung gewagt. Und seitdem hat er einen Weg eingeschlagen, in dem ich keinen Platz mehr zu haben scheine. Manchmal ist mir, als hätte ich ihn verloren, als wäre er gestorben oder sehr weit weg gezogen. Nicht, dass davor alles gut war. Doch seitdem ist es immer schwieriger geworden. Es ist, als wäre mir der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Ich falle und finde nicht immer den nötigen Halt, um mich ein Stückchen weit aus dem endlosen Loch im Boden herauszuziehen. Gewonnene Kämpfe sind Teilerfolge, doch so richtig weit nach oben schaffe ich es nicht.
Ich habe Angst, dass mich meine Kräfte verlassen und ich vollends erschöpft bin. Nicht mehr weiter kann. Das darf nicht sein. Also kämpfe ich weiter.

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Unperfekt 1

Heute habe ich nur wenig Zeit zum Schreiben. Also schreibe ich, was ich heute vorhabe, denn darüber möchte ich morgen berichten. Ich werde mit einem Arbeitskollegen aus Indien, der gerade hier zu Besuch ist, und einem der anderen deutschen Kollegen nach Essen ins Unperfekthaus fahren. Der indische Kollege, nennen wir ihn hier Raya, wohnt ziemlich weit ab von allem außer der Arbeit und hat auch nur ein Fahrrad zur Verfügung. Deshalb nehmen wir ihn mal mit wohin, wo er noch nie war. Außerdem freut er sich auf die Gelegenheit, mal außerhalb der Arbeit zu reden und kennenzulernen, wie es sich hier lebt.
Warum das Unperfekthaus? Weil es dort toll ist.


Fortsetzung folgt.


Aryla

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Karma

Gibt es eigentlich so etwas wie Karma?


Die Vorstellung finde ich irgendwie gut. Wenn man etwas gutes, freundliches tut, wird das belohnt. Und wenn man etwas schlechtes, unfreundliches oder eigennütziges tut, dann rächt sich das. Zugegeben, es ist auch irgendwie ähnlich wie Himmel und Hölle in der christlichen Vorstellung. Die Belohnung oder Bestrafung erfolgt bei beidem auch erst später, nicht direkt, ohne unmittelbaren Zusammenhang. Deshalb muss man ja immer gut sein. Um vorzusorgen... Ein seltsames Konstrukt.
Und doch... Manchmal scheint es mir, als käme tatsächlich eine Art kosmisches Feedback zurück. Ich helfe einer alten Frau auf, die auf regennassen Schienen hingefallen war, und bringe sie über die Straße. Und dann fahre ich heim und erwische jede Bahn ganz genau dann, wenn ich am Bahnsteig ankomme, ohne auch nur eine Sekunde warten zu müssen. Ist das Karma? Oder nehme ich es nur so wahr, weil es mich in eine positive Grundstimmung versetzt, geholfen zu haben? Und ich das nächste positive Ereignis unbewusst als Belohnung, als Verbestärkung interpretieren will? Oder: Wenn mir dann etwas Gutes passiert, fällt es mir erst richtig auf, und wäre mir das gleiche an einem anderen Tag passiert hätte ich dem kaum Aufmerksamkit geschenkt?


Und wenn ich sowieso schon genervt bin und an der alten Frau nun vorbei gegangen wäre, wenn auch mit schlechtem Gewissen,  dann hätte ich an der Haltestelle noch warten müssen, der Regen wäre mir (zumindest gefühlt) so richtig ins Gesicht gepeitscht. Dann wäre mir vielleicht der Haustürschlüssel heruntergefallen, einfach weil ich so in Gedanken gewesen wäre, und ich hätte mich geärgert. Wäre in die Wohnung gestolpert und hätte mir gedacht: "Was für ein bescheuerter Tag..."


Kommt es nur auf die Einstellung an? Helfen und andere Menschen lieben macht laut Studien deutlich glücklicher als sich helfen zu lassen und geliebt werden. Menschen, die anderen ehrlich und freundlich gegenübertreten werden geschätzt. Ist das das ganze Geheimnis?


Gut, niemand ist jemals von den Toten zurückgekehrt, oder sagen wir: Diejenigen, die das behaupten, können es zumindest nicht beweisen. Wer weiß, ob es nicht doch ein Fegefeuer gibt, wir plötzlich als Ameise über einen Grashalm krabbeln oder uns doch das rosa Spaghettimonster begrüßt. Aber was soll's? Was immer dann passieren mag, ich möchte nicht darauf hinarbeiten. Sondern es im Hier und Jetzt so gut machen wie möglich. Was auch immer das heißt.


Aryla


PS: Karma ist im Übrigen auch der Name eines Parfums von Lush, dem einzigen, das ich wirklich mag. :)

Dienstag, 13. Dezember 2011

Zu viele Möglichkeiten...

Kennt ihr das? Das Supermarktregal bietet zwanzig verschiedene Tomatensaucen. Dazu verschiedene Variationen von Tomatenmark, mit und ohne Basilikum, Päckchen mit gewürzten und ungewürzten passierten Tomaten, und natürlich Pesto-Variationen. Daneben stehen die Nudeln von mindestens acht verschiedenen Herstellern in zwölf verschiedenen Formen, aus Hartweizen oder Dinkel, dreifarbig oder gefüllt... Ich will doch nur Pasta, und das schnell. Ach so, die Instant-Fertiggerichte in Tüten sind auch noch da, außerdem die Instant-Saucen, von den allseits bekannten Marken wie auch von der Hausmarke.
Ein banales Problem, schon klar, aber muss es denn wirklich das alles geben? Ich habe keinen Überblick und brauche etwas Zeit, um zu sehen, dass dort unten versteckt günstige Farfalle liegen, die tun es allemal, und die Arrabiata hier rechts hatte ich schon mal, die war gut, also ab in den Einkaufswagen damit.


Aber so ist es doch mit vielem. Es gibt so viele Möglichkeiten, und kaum jemand hat einen Überblick und kann einfach so aus dem Handgelenk heraus sagen, was das beste ist. Oder zumindest das beste für mich, oder eine andere Person. Zum Beispiel bei der Berufswahl. Beim Geldanlegen. Oder welche Versicherung ich brauche und wo ich die am besten abschließen soll.


Ich habe vor kurzem ein neues Wort gelernt, das genau dieses Phänomen beschreibt: Multioptionsparalyse! Ein wundervolles Wort, ebenso verwirrend und lang wie der Entscheidungsprozess, wenn man unter ihr leidet. Es stand leider nicht in dem Artikel, wie man ihr entkommt...


Aryla

Montag, 12. Dezember 2011

Nichts tun müssen

Manchmal ist es herrlich, in diesem Moment nichts tun zu müssen. Auch wenn man trotzdem etwas tut. Weil man es will.


In diesem Sinne...


Aryla

Sonntag, 11. Dezember 2011

Clubmeisterschaft

An diesem Wochenende finden die Clubmeisterschaften meines Schwimmvereins statt. Zum ersten Mal nach dem Neubau unserer Trainingstätte war es uns wieder möglich, uns so auch geschlossen als Verein zu zeigen, mit dieser Veranstaltung auch an die Öffentlichkeit zu treten. Zu zeigen, dass es uns gibt und was wir tun.
In letzter Zeit war ich seltener als Kampfrichter auf Wettkämpfen. Sie nehmen meist das ganze Wochenende ein, Zeit, die ich nicht immer bereit bin zu opfern. Doch gestern war für mich ein Highlight. Nicht, weil alles perfekt funktioniert hätte. Wir mussten mit der Technik kämpfen, die noch nie für einen Wettkampf eingesetzt worden war. Die niedrige Anzahl von Kampfrichter im Verein haben wir durch engagierte Helfer und ein bisschen Improvisation ausgleichen können. Die eine oder andere Stoppuhr fiel aus. Die Stimmung unter den Mitarbeitern war zum Teil sehr angespannt, man war nervös und aufgeregt. Und doch. Als ich am Beckenrand stand und beobachtete, wie die Kinder, die wir im Verein schwimmen gelehrt haben, zum ersten Mal auf den Startblock steigen, ins Wasser springen und von ihren Eltern bejubelt ihre erste Bahn schwimmen, war ich stolz. Ich war froh, Teil dieser Veranstaltung zu sein.
Nach zum Teil sehr ermüdender Arbeit für den Verein in den letzten Monaten hatte ich gestern das Gefühl wieder, wegen dem ich seit neun Jahren Kampfrichter und seit acht Jahren Trainer bin. Die Freude sehen dürfen, wenn diese Kinder ihre Erfolge feiern, und seien sie noch so klein. Ich habe wieder wahrnehmen können, wie wertvoll meine Arbeit ist. Der Schwimmsport ist für mich nicht nur ein Hobby, sondern auch eine Aufgabe. Ich kann beim Training etwas von meiner Erfahrung teilen. Etwas, das Kindern Sicherheit gibt, Erfolgserlebnisse, Selbstbewusstsein. Auch Bewegung, einen Sport, möglicherweise Medallien. Aber das ist in dem Moment für mich eher das Medium, nicht die oberste Priorität. Mit dem Schwimmverein bin ich aufgewachsen und dort bin ich in meiner Welt und dort kann ich etwas bewirken. Ein gutes Gefühl.


Heute werde ich wieder dort sein. Ich freue mich schon auf die strahlenden Augen.


Aryla

Samstag, 10. Dezember 2011

Endjahres-Nachdenklichkeit

Es geht mir wieder wie in jedem Jahr, das sich langsam aber sicher dem Ende neigt. Es war in vielen Punkten ein gutes Jahr. Und doch... möchte ich im nächsten Jahr irgendwie besser sein. Mir selbst weniger im Weg stehen. Das, was mir wirklich am Herzen liegt, auch machen. Mich nicht so sehr stressen. Mehr Zeit für die wirklich wichtigen Menschen haben. Mal entspannen. Und überhaupt: es irgendwie weniger schwer haben.
Nur wie??? Wie soll ich das alles schaffen? All diese Vorsätze, von denen ich weiß, dass ich sie in den seltensten Fällen wirklich in die Tat umsetzte, tauchen völlig ungewollt in meinem Kopf auf und wollen nicht mehr verschwinden. Nur kann ich nicht gleichzeitig mehr Zeit für Familie und Freunde haben, länger auf der Arbeit bleiben, mehr Sport machen, mehr schreiben, mehr Bass spielen, dazu noch eine Fremsprache lernen, mir mehr Auszeiten nehmen, und alles was mir sonst noch einfällt. Der Ehrgeiz wäre da, doch ich scheitere an der Realität: Meine Zeit und auch meine Energie werden dafür nicht reichen.
Was mache ich also? Ich werde wohl noch ein bisschen darüber nachdenken. Und dann schreibe ich meine Pläne in meinen neuen Kalender für 2012! :)


Geht es eigentlich nur mir so? Oder ist der Jahreswechsel eine allgemeine Gedankenfalle?


Liebe Grüße,
Aryla

Freitag, 9. Dezember 2011

Der 28-Stunden-Tag

In dem wundervollen Webcomic xkcd habe ich folgende Idee aufgegriffen: Den 28-Stunden-Tag! Man teilt einfach die Woche anstatt in 7x24h in 6x28h auf. Die Idee finde ich irgendwie interessant. Es einfach mal auszuprobieren würde mich schon reizen. Na gut, mir meinem Arbeitsalltag ist das nicht vereinbar... Und ich glaube auch, längerfristig kann es sehr anstrengend sein. Und vielleicht sollte man es im Sommer probieren, dann hat man die optimale Sonnenschein-Ausbeute, egal an welchem "Tag" ;)
Ich glaube, was es für mich so spannend macht, ist die Neugier, die Erfahrung, die ich gewinnen könnte. Die Zeit anders erleben. Und einfach schauen, was passiert. Bin ich nach 40 Stunden schon total kaputt? Oder macht es mir Spaß, es einfach einmal anders zu machen? Wer weiß, vielleicht werde ich es herausfinden.


So long


Aryla

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Warum Blog?

Seit der Monat angefangen hat, habe ich jeden Tag gebloggt. Jeden. Das ist im Moment meine Aufgabe, von mir selbst auferlegt. Weil ich den Eindruck habe, dass das Schreiben mir gut tut. Meine Gedanken sammelt und von meinem Kopf, wo sie hin- und herwuseln, Verstecken spielen, dann mit einem lauten "Bu!" wieder hervorkommen, sich verlaufen, im Kreis rennen... von meinem Kopf gelangen sie jedenfalls "aufs Papier", hier in elekronischer Form, und ich kann sie mir anschauen. Dann ist weniger Chaos in mir.
Dadurch, dass ich die Gedanken veröffentliche, sie nicht einfach in irgendein Notizbuch kritzle sondern einen Eintrag mache zu einem Thema, kontrolliere ich auch ein Stück weit, dass ich auch wirklich täglich schreibe. Ein Motivationstrick. Auch wenn nicht jeder Eintrag lang ist. Und an manchen Tagen muss ich vorher etwas für die Tage vorbereiten, an denen ich mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Zeit zum Schreiben finden werde. Doch ich will ja diesen Monat durchziehen. Komplett. Danach reicht mir so ca. einmal pro Woche bloggen, denke ich. Aber dieser eine Monat, das ist ein Test. Wie viel mir das Schreiben wirklich hilft. Und ob ich es wirklich durchhalten kann, wenn ich nur will


Und ich will.


Aryla

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Randy Pausch

Kennt ihr Randy? Randy Pausch war Informatik-Professor in Pittsburgh. Und er konnte Menschen begeistern. Woher ich das weiß? Neben seinen wissenschaftlichen Erfolgen ist er vor allem für seine Last Lecture bekannt. Eine US-amerikanische Tradition will es, dass ein Professor bevor er die Universität verlässt, eine Vorlesung hält, als wäre es seine letzte. Traurigerweise war Randy Pausch bei seiner Last Lecture bereits unheilbar krank und jeder im Raum wusste: Das ist tatsächlich das letzte Mal, dass er vor seine Studenten treten wird. Und unter dem Titel "Really Achieving Your Childhood Dreams" redete er über eine Stunde lang in einem voll besetzten Hörsaal. Das Video wurde Millionen Male angeschaut. Dieser Mann bemitleidet sich nicht selbst.
Er erzählt aus seinem Leben. Und wie er es geschafft hat, sich fast alle seiner Kindheitsträume zu erfüllen. Er möchte den drei Kindern, die er zurücklassen muss, damit helfen, eine Botschaft mitgeben.
Ich bin überraschend stark mitgerissen worden. Und finde die Last Lecture extrem sehenswert. Auch für Nicht-Informatiker ;)


Schaut es euch doch mal an.


Aryla

Dienstag, 6. Dezember 2011

Christ sein oder nicht sein - das ist die Frage

Um meine Überlegung von gestern fortzusetzen: Wenn ich doch nicht an einen Gott glaube, warum unterwerfe ich mich dann dem ganzen Weihnachtsrummel? Der allgemeinen Meinung, ja fast schon Norm, zuliebe? Aus Gruppendruck? Um dazuzugehören? Nein, das kann ich doch nicht wollen. Oder?
Die Alternative: Konsequent alle Veranstalungen meiden, die mit Weihnachten oder allgemein mit dem christlichen Glauben zu tun haben. Keinen Weihnachtsmarkt besuchen, auch wenn die hübsch geschmückten Innenstädte noch so sehr locken. Keinen Weihnachtsbaum. Keinen Adventkalender. Keine Zimtsterne. Keine Feier an Heiligabend. Kein Geschenketauschen und kein Kirchenbesuch mit der Familie. Doch kann ich meine Familie so vor den Kopf stoßen? Dass sie mir nichts schenken sollen, können sie vielleicht verstehen. Dass ich auch nichts schenke. Dass ich mich mit der Religion, die sie an diesem Tag leben, nicht identifizieren kann, vielleicht auch noch. Vielleicht würde meine Mutter, wie Mütter das eben manchmal tun, für eine schwierige Phase halten, aber damit könnte sie wahrscheinlich leben. Doch damit, dass ich an Heiligabend nicht mit der Familie feiere? Das würde sie sehr verletzen. Kann ich das wollen? Nein.
Auch die anderen Weihnachtsfeiern müsste ich konsequenterweise auslassen. Zugegeben, nicht jede dieser Feiern ist unverzichtbar und manchmal wird es auch einfach zu viel. Doch gerade die Feier von der Arbeit finde ich wichtig. Ich bin noch nicht so lange in diesem Job und möchte mich nicht ausgrenzen. Gemeinsame Treffen mit den Kollegen geben Gelegenheit, auch einmal privat zu reden und die anderen mal von einer anderen Seite kennenzulernen. Sie Gegenseitig vielleicht auch besser zu verstehen. Darauf möchte ich ungern verzichten.


Ist das falsch? Wo ziehe ich die Grenze zwischen: "Das ist eine religiöse Feier, das möchte ich nicht" und "Das ist Zusammensein mit netten Menschen, warum sollte ich Nein sagen und sie verärgern"? Muss ich eine Grenze ziehen? Wenn ich weitermache wie bisher, ist das Heuchelei? Ich denke darüber nach, ob ich nicht aufhören sollte, meine Wohnung weihnachtlich zu schmücken. Ob ich nicht die Geschenke, die ich mache und bekomme, einschränken sollte. Macht es Sinn aus der Kirche auszutreten, an die man nicht glaubt? Ich bin gerne bereit, das Geld zu spenden, einer Organisation, die ich kenne und bei der ich genau weiß, dass es an der richtigen Stelle ankommt. Eine Entscheidung konnte ich bisher nicht finden.


Was wird eigentlich, wenn ich einmal Kinder habe? Müsste ich die dann nicht auch fernhalten von Osterfeuern, Martinsumzügen und religiös angehauchten Kinderliedern? Ich denke nicht, dass das einem Kind schadet. Ein Glaube kann eine Hilfe sein, Recht und Unrecht unterscheiden zu lernen. Eine Orientierung zu geben. Doch das geht auch ohne. Ich möchte, dass meine Kinder selbst darüber nachdenken, was sie glauben und was nicht, und selbst ihren Weg finden. Doch sie werden erst einmal noch nicht alt und reif genug dafür sein - was also tun? Zum Glück steht diese Entscheidung noch nicht ins Haus. Zugegeben, auch der Vater meiner Kleinen hat bestimmt eine Meinung dazu. Doch noch ist es ja nicht so weit.


Auch ich muss meinen Umgang mit diesem Christ sein oder nicht sein erst finden. Und erlaube mir dabei auch, mal nicht hundertprozentig eine Linie zu fahren. Sondern auch mal abzubiegen und verschiedenen Denkansätze auszuprobieren.


Eure


Aryla

Montag, 5. Dezember 2011

Advent

Sagt man nicht, der Advent sei eine besinnliche Zeit? Stattdessen kommt sie mir von Jahr zu Jahr hektischer vor. Weihnachtsgeschenke wollen besorgt werden Aber bitte etwas persönliches, man soll sich ja schon was dabei gedacht haben. Wenn das nicht immer so schwierig wäre... Doch irgendwann endet jede Suche nach dem perfekten Geschenk - und sei es nur aus Zeitdruck. Außerdem wollen ja noch Weihnachtsfeiern besucht werden: Von der Arbeit, vom Sport, ein vorweihnachtliches Zusammentreffen mit der Familie... Und dabei habe ich noch nicht einmal Kinder, die selbst wieder im Kindergarten und/oder Schule und/oder Sportverein und/oder Musikschule... eingeladen sind. Dazu kommen dann all jene Geburtstage, Vereinsmeisterschaften, Betriebsausflüge und sonstigen Veranstaltungen, die gerade auch noch in diese Zeit fallen. Und diese Weihnachtsmärkte (unverzichtbar auf der Suche nach Geschenkideen) finden auch alle nur in der Verweihnachtszeit statt. Ach ja, Freunde hat man ja auch noch, die sich hin und wieder mal freuen, einen noch zu Gesicht zu bekommen. Das alles zusätzlich zur "Grundlast" Arbeit plus Haushalt. Und der Partner darf bitte auch nicht zu kurz kommen.



Warum machen wir das alles eigentlich? Am Ende wollen die Meisten doch nur eins: An Heiligabend mit allen unseren liebsten Menschen zusammen sein und das feiern. Das Zusammensein. Die wenigsten feiern heute noch, dass der Christenheit vor etwa 2000 Jahren der Messias, der Erlöser und Sohn Gottes, geboren wurde. Ok, in die Kirche gehen gehört für viele dazu, besonders für Familien mit Kindern. Da macht man das doch so.
Ich kenne durchaus Leute, die sehr religiös sind. Erst gestern saß ich an einem Tisch, an dem für mich völlig unerwartet ein Tischgebet gesprochen wurde. Ein Dankgebet, weil es nicht selbstverständlich ist, reichlich zu haben. Eine Geste, die mich berührt hat. Und doch kann ich mich nicht damit identfizieren. Ich bin in einer katholischen Familie aufgewachsen. An Ostern und zu Weihnachten ging man in die Kirche. Im Alltag habe ich nicht viel davon mitbekommen. Klar, viele Gesetze und sozialen Normen unserer Gesellschaft beruhen auf dem Christentum und seinen Regeln. Doch gelebt wurde diese Religion in meinem Elternhaus nicht. Was es gab waren die Fotos. Fotos von Schwester Maria Euthymia. Diese Ordensschwester lächelte schwarz-weiß in der Wohnung meines Vaters in allen Zimmern. 2001 wurde sie selig gesprochen, was mich an die Legenden meiner Kindheit zurückerinnerte. "Engel der Liebe" wurde sie genannt, als sie während des zweiten Weltkriegs in meiner Heimatstadt Dinslaken Verwundete versorgte.
Daran kann ich glauben. Daran, dass es Menschen gibt, die anderen gutes tun. Doch an einen allmächtigen Gott, der uns Menschen lenkt und bei uns ist, das kann ich nicht. Ich kann dankbar sein, ohne einem Gott zu danken. Und in schwierigen Zeiten kann ich nicht denken: "Gott prüft mich", ich denke verdammte Scheiße, muss das sein?! Und dann bete ich nicht. Und bitte einen Gott um Kraft und Unterstützung. Ich muss es selbst anpacken. Die Verantwortung liegt bei mir allein.


Das heißt nicht, dass ich an nichts glaube. Ich glaube zwar nicht an einen Gott oder an eine Kirche, aber ich glaube an Werte. An Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit und Nächstenliebe. Daran, dass jeder Mensch Entscheidungen trifft, und dadurch sich selbst oder anderen helfen kann - oder auch nicht. Macht mich das zum Christ? Wohl nicht. Aber das ist mir auch nicht wichtig. Wichtiger ist mir, mit mir selbst im Reinen zu sein.


Sollte ich also aufhören mit dem ganzen Weihnachtsrummel? Wäre das nicht die logische Konsequenz? Eine gute Frage. Morgen mehr dazu.


Liebe Grüße


Aryla

Sonntag, 4. Dezember 2011

Blog-Update

Am Design hat sich etwas getan. Das neue Highlight: Die Blog-Liste. Das sind die Blogs, die ich verfolge, darunter Webcomics, Tipps zum Schreiben und ein paar Infos zu diesem und jenem. Falls ihr neugierig seid. Leider habe ich nicht herausfinden können, wie man eine Kurzbeschreibung hinzufügt. Also ich meine, ohne sich durch den Quellcode zu wühlen. Viel Spaß damit und einen schönen Sonntag!

Eure
Aryla

Samstag, 3. Dezember 2011

Sind wir Freunde?

Was ist eigentlich ein Freund?


Manchmal trifft jeder auf neue Leute. Kommt ins Gespräch, trifft sich, quatscht über dies und das. Oder man trifft auf alte Bekannte. Tauscht Neuigkeiten aus und denkt an früher. Doch was unterscheidet den Bekannten, den netten Arbeitskollegen oder den Sportfreundvon dem, den man aufrichtig einen Freund nennen kann?


Ist jemand ein Freund, weil er mir zuhört? Weil wir zusammen lachen können? Oder durch ein gemeinsames Hobby? Dieses Klischee "Du kannst mich selbst nachts um 3 anrufen und ich bin für dich da!" erfüllt sich nicht. Wann braucht man schon mal nachts um 3 ganz dringend Hilfe? Eher selten. Doch ich möchte ja jemanden zum Freund, der im Alltag da ist, nicht nur in Ausnahmesituationen. Und wenn ich nun wirklich nachts um 3 anriefe, wer wäre da nicht erst einmal verärgert? Das geht nur, wenn es wirklich wichtig ist gut. Ein schlechter Test. ;)


Jemanden einen guten Freund nennen, ist das nicht auch ein Lob? Ein Dankeschön, dass du da warst, wir hatten eine gute Zeit? Zumindest im Rückblick auf die alten Zeiten scheint es mir so. Doch was ist mit den Neuen? Mit denen, die man noch nicht so gut kennt. Die man noch einschätzt und die noch in Schubladen in meinem Kopf liegen. Wenn ich jemanden nicht gut kenne, orde ich ihn oft in Schubladen ein. Doch je besser ich ihn kenne, umso mehr bekommt er eine ganz eigene Schublade, oder vielleicht ein ganzes eigenes Fach in meinem Kopf, ist kein Archetyp mehr, sondern nur noch er selbst mit seiner Persönlichkeit. Ist das der Schlüssel? Wenn ich jemanden wirklich gut kenne, ist er dann ein Freund? Nein. Es gibt auch Menschen, die ich nicht mag. Denen ich niemals etwas persönliches anvertrauen würde. Die ich vielleicht auch nicht so gut kenne, weil ich mich für ihn interessiert habe, sondern weil dieser Mensch mir von sich aus so vieles erzählt hat, ob ich es wissen wollte oder nicht. Oder weil man zusammen arbeitet, zur Schule gegangen ist... Und so viel Zeit zusammen verbracht hat.
Das Kennen gehört dazu. Aber es ist nicht alles, man muss sich auch sympathisch sein. Und auch das reicht nicht: Man muss auch etwas dafür tun. Zeit investieren und manchmal auch Nerven und Herzblut. Gemeinsam etwas erleben.


Manche sagen, ihre Familie sind ihre Freunde. Ich glaube, wenn man beides hat, eine Familie, die einen unterstützt, und gute Freunde, dann hat man einen riesigen Rückhalt in dieser Welt. Wurzeln. Die dich nicht alleine lassen, egal was ist, und dich auf jedem noch so schweren Weg begleiten. Und natürlich auch die schönen Zeiten noch schöner machen.
Und eins haben Familie und Freunde gemeinsam: Man kann sie sich nicht aussuchen. Wie ich das meine? Ich kann nicht mit jedem befreundet sein. Denn wenn er oder sie das nicht will, reicht mein guter Wille nicht aus. Und ich kann zwar eine Freundschaft beenden nach einem schweren Vertrauensbruch oder indem ich den Kontakt nicht regelmäßig pflege. Aber das kann ich mit einem Verwandten auch. Manchmal gehören Menschen zu unserem "engeren Kreis", die anders sind, als wir es uns wünschen würden. Zum Beispiel weil sie kein Geheimnis bewahren können. Sie wohnen immer noch bei Mama. Oder haben seit Wochen nicht ihre Wohnung aufgeräumt und fragen dann um Hilfe, wenn sie Besuch bekommen. Und sind anstrengend. Und doch lädt man sie zum nächsten Spieleabend ein. Denn sie gehören dazu.


Und noch eins finde ich wichtig. Ein kluger Mann hat einmal gesagt:


Ein Freund ist ein Mensch, der die Melodie deines Herzens kennt und sie dir vorspielt, wenn du sie vergessen hast.


Einer, der ehrlich zu dir ist. Und der dich an deine guten Seiten erinnert, wenn es dir schlecht geht. Der weiß, wie du tickst. Auf den du dich verlassen kannst.


Der Mann hieß Albert Einstein.


Liebe Grüße
Aryla

Freitag, 2. Dezember 2011

Veggie

Ein Thema für mich und viele andere Leute: Vegetarismus, oder anders gesagt, esse ich Tiere oder nicht? Dieses Thema sprang mich im Sommer 2010 an. Ich hatte einen Bericht im Stern gelesen. Nichts außergewöhnliches, mittelmäßiger Tiefgang, der Titel: "Esst weniger Fleisch! - Was der Masenkonsum in Deutschland anrichtet".
Ein ganz neues Aspekt für mich: Was bedeutet es, wenn ich Fleisch esse? Was hat es für Auswirkungen, wenn ich im Discounter eine Handvoll Wurstscheiben für 0,59€ kaufe? Darüber hatte ich mir noch nie ernsthaft Gedanken gemacht. Klar, dass es tote Tiere sind, die dann auf dem Brot, in der Pfanne und im Backofen landen, weiß jeder. Dass diese Tiere auch irgendwo herkommen, gehalten und aufgezogen, gefüttert und versorgt werden müssen, ist auch einleuchtend. Und weiter? Es ist bequem, darüber nicht weiter nachzudenken. Doch ich musste, einmal auf den Gedanken gekommen, konnte ich nicht mehr aufhören, mich damit zu befassen.


Inzwischen esse ich seit fast eineinhalb Jahren kein Fleisch mehr. Und bevor die Frage kommt: Nein, auch keinen Fisch. Auch nicht sonntags. Ein Fisch ist schließlich genauso ein Tier wie ein Schwein oder ein Rind oder eine Katze oder ein Mensch. Ein Mensch? Ja! Auch das weiß im Prinzip jeder. Doch viele schieben diesen Gedanken im Alltag von sich. Ich bin Darwinist. Wer erhebt mich als Menschen über diesen Fisch oder dieses Huhn? Bin ich wertvoller? Warum? Was macht mich besser als andere Tiere, so dass ich entscheiden kann: Ratten sind schlecht und gehören vergiftet, Hamster sind süß und kommen in den Käfig (ab und zu auch auf den Arm zum Streicheln), Schweine sind nahrhaft und müssen für mich sterben. Mir fehlt nichts ohne Fleisch. Warum dann also welches essen? Inzwischen kenne ich mehr als genug Gründe dagegen, aber keinen einzigen Grund dafür.
Es gab einen Morgen, an dem ich nach wochenlangem Grübeln und Recherchieren aufstand und dachte: Nein. Das kannst du nicht mit deinem Gewissen vereinbaren. Seitdem "verzichte" ich, nein, eigentlich verzichte ich nicht, denn ich habe gar kein Verlangen mehr danach, Tiere zu essen. Das stößt in meinem Umfeld nicht immer auf Verständnis. Doch das ändert nichts an meiner Überzeugung. Integrität heißt das heutzutage, wie ich gelernt habe. Nicht nur eine Einstellung zu etwas zu haben, sondern danach auch zu handeln.


Das ist mir wichtig geworden. Meine Überzeugung, dass es nicht richtig ist, Tiere zu essen, hat nicht nur meine Ernährung beeinflusst. Ich denke, dass ich seitdem auch in anderen Situationen mehr versuche, hinter dem zu stehen, was ich tue und sage. Ehrlicher zu mir selbst zu sein. Mir mehr Gedanken über die Konsequenzen meines Handelns zu machen. Bewusster zu leben.


Mache ich mir zu viele Gedanken? Vielleicht. Doch was man einmal gedacht hat, kann man ja nicht mehr zurücknehmen. Zu spät. Ich bin Vegetarierin. Und ich glaube kaum, dass ich das je zurücknehmen kann oder will.


Eure

Aryla

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Zurück...

Über ein halbes Jahr ist es her, das ich hier zuletzt etwas gepostet habe. Es ist viel passiert. Mit mir, aber auch mit den Menschen in meinem Umfeld. Ich bin jetzt eine andere, ein kleines Stückchen weit.


Ich habe in den letzten Wochen viel nachgedacht. Und schreibe diese Gedanken nun auf. Um sie zu sortieren. Und vielleicht auch, um festzuhalten, was gerade los ist, es nicht nur zu begreifen, sondern mir direkt vor Augen halten zu können. Und vielleicht auch als Statement: Das bin ich. So und nicht anders.
Was das Ergebnis sein wird, weiß ich noch nicht. Ein Blindflug. Geht mit mir auf die Reise.


Ich habe neue Menschen kennengelernt. Manche Menschen, die ich bereits kannte, stehen mir jetzt näher. Andere Menschen haben weniger Aufmerksamkeit bekommen, als sie verdienen. Das tut mir Leid, verzeiht mir, Mädels.
Die zarten, langsam wachsenden Bande, die sich Anfang dieses Jahres zu einem ganz besonderen Menschen hin entwickelt haben, sind fester geworden. Ich habe einen Mann an meiner Seite, einen Partner. Dafür bin ich sehr dankbar (du bist der tollste!).


Ich habe im Sommer gleichzeitig zwei ganz neue Sachen angefangen. Aus der Lust heraus, aktiver zu sein: Zumba. Der neue Trend aus den USA. Ich sehe bescheuert aus, wenn ich dem Trainer alles nachtanze, nicht sehr elegant oder sportlich. Aber ich bin danach erschöpft und habe nach fünf Arbeitstagen an, denen mir ständig tausende von Gedanken durch den Kopf schießen, am frühen Freitagabend eine Dreiviertelstunde lang den Kopf frei. Das tut gut.
Das andere neue Hobby: Bass spielen. Es hat mich sooo sooo sehr in den Fingern gejuckt, wieder Musik zu machen. Ich kann es zwar längst noch nicht so gut, wie ich mir das wünschen würde und bin ungeduldig mit mir selbst, aber es wird. Ich habe einen wundervollen schwarzen Yamaha und der rockt!


Seit Juli habe ich auch einen anderen Job, einen Job, den ich genau so wollte. Ich arbeite jetzt in der Konstruktion eines Getriebeherstellers. Neue Leute, neue Aufgaben, neue Ansprüche werden an mich gestellt. Das ist anstrengend. Manchmal sogar sehr. Aber es ist auch das, was ich machen möchte. Da muss ich mich natürlich auch erst einmal bewähren und zeigen, was ich kann. Aber das will ich ja auch. Ich will gut sein, in dem, was ich dort tue. Trotzdem wird es schwierig. Ein ganz neues Level.


Ich bin müde. Viel zu oft bin ich müde. Habe ich mir zu viel zugemutet? Verlange ich mir selbst zu viel ab? Sind meine Ansprüche an mich selbst zu hoch? Ich weiß es nicht. Vielleicht kann ich mir diese Fragen im Laufe der nächsten Wochen beantworten.
Ist Schreiben für mich Therapie? Ein Stück weit schon, ja. Mein Kopf wird klarer, während ich meine Gedanken in Worte kleide und zu Sätzen forme. Am Ende des Tages bin ich aufgeräumter. Es tut mir gut. Ich hoffe, dieses Gefühl bleibt mir erhalten. Das Schlimmste am Schreiben ist, das es manchmal nicht geht. Ich den Drang habe, mich auszudrücken, aber keine Worte habe, in mir ist es ganz still. Wie soll ich mich in diesen Momenten wieder ordnen und aufräumen? Ich weiß es nicht.


Gute Nacht erstmal.


Aryla




Today is where your book begins
The rest is still unwritten
(Natasha Bedingfield in "Unwritten")

Sonntag, 22. Mai 2011

Der Moment

Manchmal ist es ein kurzer Moment, der alles verändert. Der jede Hoffnung nimmt. Der dich begreifen lässt, dass es nicht weiter geht, du hast dich vor die Wand gefahren. Bis hierhin und nicht weiter. Dieser Weg ist zu Ende. Du kannst nur umdrehen und einen andere Richtung suchen, ein neues Ziel. Du musst stehen bleiben und ein bisschen trauern über die Zeit, die hinter dir liegt. Und darüber nachdenken, was passiert ist. Und dir dann, wenn das vorbei ist, die Frage stellen, wie es weiter gehen soll.
Der Moment, in dem du weißt, dass es zu spät ist, tut weh. Und das ist in Ordnung. Das ist richtig so. Es wird wohl eine Weile dauern, bis ich wieder nach vorne schauen kann. Ich hoffe nur, dass die Menschen, die ich auf meinem Weg verletzt habe, mir eines Tages verzeihen.

Aryla 

Dienstag, 26. April 2011

Der freie Wille: Philosophischer Ansatz

Zu der Frage nach dem freien Willen blinkt ein inzwischen relativ bekanntes Modell im Hinterkopf auf, das auch hier erwähnt werden soll: Die Maslow'sche Bedürfnispyramide.

 
Was ist ein Bedürfnis? Ein Wunsch? Eine Notwendigkeit? Es hat immer ein Ziel oder Motiv, eine Richtung, ein Streben nach etwas, was man gerade nicht hat. Definiert wird es zumeist als Empfinden eines Mangels - ob nun physisch oder psychisch, ob real oder nicht. Was tun diese Bedürfnisse mit uns?

Die Theorie ist simpel und verständlich - wer seine Grundbedürfnisse nicht gedeckt hat, weil er zum Beispiel gerade als Obdachloser um Geld für ein Stück Brot bettelt, strebt (zumindest in diesem Moment) nicht danach, sich als Hollywoodschauspieler selbst zu verwirklichen. Schon klar. Doch die breite Masse der Bevölkerung wird von sich behaupten, die ersten drei bis vier Stufen schon erreicht zu haben, zumindest teilweise. Die meisten Mitteleuropäer klagen auf hohem Niveau. Die Grund- und Sicherheitsbedürfnisse sind (theoretisch) für jeden staatlich gesichert. Fast jeder besitzt mindestens ein Handy und eine Email-Adresse, selbst Kinder. Wonach streben wir eigentlich noch?

Gibt es nur noch den großen Wunsch nach Selbstverwirklichung und Anerkennung? Castingshows, in denen scharenweise Bewerber allesamt reiche und berühmte Sänger / Tänzer / Entertainer / Models (nicht zutreffendes streichen) sein wollen. Millionenschwere Modedesigner entwerfen die Must-haves der Saison und definieren damit die Farben, die in diesem Frühjahr modern sind - und die die gar nicht mehr anzusehen sind. Läden, in denen Tiermode zum Preis von Kleinwagen angeboten wird. Sogenannte "Celebrities", die sich alles, aber auch wirklich alles, selbst den persönlichen Vibrator, mit Diamantsteinchen besetzen lassen. Und die, die es nicht geschafft haben, an der Spitze zu bleiben, gehen durch die RTL-Dschungel-Hölle. Das alles nachzulesen in etlichen Magazinen. Dekadent. Diese Menschen gibt es. Ein Rausch nach Aufmerksamkeit und nach jedem Fetzen Ruhm.
Doch ist das auch im Kleinen so? Ohne diese Extreme? Bei Frau Müller von der Käsetheke, die nach Feierabend entscheidet, ob sie ihrem Mann lieber Krakauer mit Kartoffelpüree oder doch Frikadellen machen soll? Wird jede noch so kleine Entscheidung bei jedem Menschen danach gesteuert, welche Alternative am ehesten zu Befriedigung unserer Bedürfnisse besteuert?

Zunächst einmal hat jeder Mensch andere Bedürfnisse. Doch wenn man nun einen Satz von Bedürfnissen voraussetzt - handeln wir wirklich danach?

Tun wir einmal so, als wären diese Bedürfnisse hier für alle vorgegeben:
  • Grundbedürfnisse: Atmung, Schlaf, Nahrung, Wärme, Gesundheit, Wohnraum, Kleidung
  • Sicherheit: Recht und Ordnung, Schutz vor Gefahren, festes Einkommen, Absicherung, Unterkunft
  • Soziale Beziehungen: Familie, Freunde, Partnerschaft, Liebe, Intimität
  • Soziale Anerkennung: Wertschätzung durch Status, Respekt, Auszeichnungen, Lob, Wohlstand, Geld, Einfluss, private und berufliche Erfolge, mentale und körperliche Stärke
  • Selbstverwirklichung: Individualität, Talententfaltung, Perfektion, Erleuchtung, Selbstverbesserung

Handeln wir so? Nach dieser Reihenfolge der Bedürfnisse? Nicht immer. Manchmal muss es eben doch sein, dass man ausgeht, ohne es sich leisten zu können. Anstatt weiter für die dringend nötigen neuen Möbel zu sparen, leistet man sich das teure Handy. Oder pfeift auf die Anerkennung durch die Familie und besucht die Schauspielschule anstatt die Banklehre zu beenden. Oder isst den Cheeseburger anstatt einem Müsli.
Unvernünftig? Ja. Menschlich? Sehr. Die Bedürfnispyramide ist eben auch nur ein Modell - sie funktioniert nicht immer, sondern bildet nur ein Prinzip ab, eine Denkweise unter vielen möglichen.

Ist es überhaupt möglich, Entscheidungen nach der potentiellen Erfüllung von Bedürfnissen zu fällen? Müsste man nicht dann erst einmal abschätzen können, welche Folgen sich aus der Handlung ergeben können? Mehr noch, müsste man nicht zuallererst alle Handlungsmöglichkeiten kennen, um dann die voraussichtlich "bedürfniserfüllendste" Entscheidung treffen zu können?
Machen mich meine Bedürfnisse unfrei? Oder die Unfähigkeit, sie effektiv zu erfüllen? Oder steckt etwas ganz anderes dahinter?

Und gibt es bei Müllers nun Krakauer oder Frikadellen? Der Zusammenhang zu scheinbar trivialen Alltagsentscheidungen ist nur schwer erkennbar. Freies Handeln? Keine Ahnung. Und wer bestimmt eigentlich, wo ich für mich meine Prioritäten setze bei den vielen Bedürfnissen, die der Mensch haben kann?

Diese Frage führt fast schon automatisch, wie so viele Überlegungen, zu der großen Debatte. Woher kommt meine Persönlichkeit, warum bin ich ich und warum nicht du? Die Frage nach dem ganz eigenen, freien Willen stellt auch die Frage: Wer bin ich? Und warum bin ich so?

Die große Debatte? Anlage oder Umwelt. Gene oder Erziehung. Was prägt den Menschen mehr? Oder habe ich sogar selbst einen Einfluss auf meine Entwicklung?

Weiter geht es nach der nächsten Maus. Äh, Entschuldigung, im nächsten Beitrag natürlich ;)

Nachdenklichst
Aryla

Donnerstag, 24. März 2011

Der freie Wille: Hirnforschung

Was sagt die knallharte Naturwissenschaft zu dieser Frage? Ohne durch philosophische, pädagogische oder anthropologische Ansichten verfälscht zu sein, müsste sie hier doch eine klare Antwort bieten können. Oder etwa nicht?

Tatsächlich gibt es diverse Studien und Experimente. Man schaut in das Gehirn (z.B. mittels MRT), und sieht: Schon deutlich bevor eine bewusste Entscheidung getroffen wird, sind bestimmte Hirnareale aktiv. Mehrere Sekunden, bevor sich den Proband bewusst entschließt, mit der rechten oder der linken Hand einen Knopf zu drücken, sagen die Forscher das Ergebnis voraus - und liegen in 60% der Fälle richtig, so geschehen in einer Studie von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig.

Doch was bedeutet das? Die Interpretation von Dr. rer. nat. John-Dylan Haynes, einem der beteiligten Hirnforscher,  "Es scheint, als würde die unbewusste Entscheidung im Gehirn vorbereitet und dann eine Zeit lang dort vor sich hinschlummern, bevor sie den Weg ins Bewusstsein findet". Ob das so stimmt oder ob die spätere, bewusste Entscheidung noch etwas daran ändern kann, ist ungewiss. Denn wie genau und wo genau im Gehirn diese Prozess abläuft, ist noch nicht klar. Außerdem stellt sich die Frage, in wiefern sich dieses relativ simple Experiment auf den Alltag des Menschen übertragen lässt. Im Versuch sind nur triviale, folgenlose Entscheidungen ohne größeren Zusammenhang und ohne Konsequenzen zu fällen - doch in der Realität sieht das anders aus. Jeder Mensch agiert und reagiert anders - warum? Erklären kann die Hirnforschung das nicht.

Des Weiteren stellt sich die Frage, wie viel der Mensch überhaupt über sein eigenes Gehirn weiß. Bestimmte Botenstoffe und Signale sind entschlüsselt, doch der große Zusammenhang, das Ganze, ist noch immer nicht erfasst. Und der Weg dorthin ist steinig. Dr. Klaus-Robert Müller von der TU Berlin bezeichnet die komplexen Wechselwirkungen zwischen den Neuronen als es das "cerebrale Cocktailparty-Problem" (siehe Süddeutsche Zeitung - Die Gedankenleser) - man hat noch Schwierigkeiten, die einzelnen Prozesse auseinanderzudividieren.

Eine eindeutige Antwort liefert die Naturwissenschaft also nicht... Doch es gibt ja noch weitere Sichtweisen.

To be continued...
Aryla

Dienstag, 22. März 2011

Der frei Wille: Eine Grundsatzfrage

Der freie Wille - ein schöner Gedanke. Der Mensch strebt nach der Freiheit. Er sieht sich als mehr als nur ein Objekt, als ein Subjekt, ein Ich. Der Mensch will den freien Willen, er äußert einen Anspruch auf Individualität. Ist das nicht ein Widerspruch in sich?

Der Herr im eigenen Haus, so sagte schon Freud, ist er nicht (danke, Sigmund, du Spielverderber). Das Bewusstsein kennt nicht die ganze Wahrheit. Nach dem Eisbergprinzip ist der Großteil unseres Selbst, dessen, was uns ausmacht unbewusst, uns verborgen. Unser Bewusstsein hat nur einen kleinen Anteil. Was sagt das über unser Selbst-Bewusstsein? Was hat das für Auswirkungen auf unser Selbstbild und auf das Bild, was wir uns von anderen oder von dieser Welt machen? Und umgekehrt, was bewirkt das Bild, was ich mir gemacht habe, in mir? Kann ich mir überhaupt mein eigenes Bild machen - oder reicht meine Willensfreiheit dafür nicht aus?
Kann ich wissen, was mein Wille ist, wenn doch so vieles unbewusst bleibt? Und welchen Einfluss hat mein unbewusstes Erleben aus meine Denkweise, meine Entscheidungen und meine Handlungen?

Was ist eigentlich der freie Wille genau? Und: Wenn der freie Wille so, wie wir ihn uns vorstellen, gar nicht existiert, nur eine Illusion ist oder ein Nebenprodukt der komplexen biochemischen Prozesse im Gehirn (oder ein Fehler in der Matrix :P ), was bleibt dann? Was ist der Mensch, was ist das Leben wert, ohne einen freien Willen? Ohne die Möglichkeit, Entscheidungen treffen zu können?
Sind wir Sklaven unserer Gene? Unserer Erziehung? Unserer Kultur? Der Hormone in unserem Körper? Was bedeutet das für die Pädagogik, ist das alles umsonst, ist alles vorherbestimmt?

Gibt es also ein Schicksal, das uns vorherbestimmt ist? Oder etwa einen Gott? Wenn Gott allwissend ist, wie kann es dann den freien Willen geben? Ein allwissender Gott kennt bereits all unsere Entscheidungen. Oder hat Gott uns verlassen, als er dem Menschen den freien Willen gegeben hat? Die Verantwortung auf uns übertragen? Wollte er nicht mehr die Schuld für die Sünden der Menschen tragen?

Wenn das, was wir tun, nicht unserer Entscheidung entspricht, können wir dann dafür moralisch zur Rechenschaft gezogen werden? Was ist dann mit dem guten Karma, das wir fühlen, wenn wir einer alten Dame über die Straße helfen?


Ein komplexes Thema. Ich habe vor, in den nächsten Tagen mehrere Sichtweisen darzustellen, als kleine Beitragsreihe.

Viel Spaß beim mit-philosophieren (bei diesem herrlichen Wetter auch gerne draußen in der Sonne ausgestreckt ;) )
Aryla

Donnerstag, 17. März 2011

Leseprobe die Erste!

Ich hatte es angekündigt... Moment mal, heißt es nicht besser "angedroht"? :-P

Eine Leseprobe. Wenn auch nichts aus meinem aktuellen Projekt. Nähere Infos und den ganzen Text findet ihr dort rechts unter Leseprobe Moonstar. Erfreut euch daran. Oder auch nicht. Lasst konstruktive Kommentare da. So, das war's mit dem seichten Geschwafel, jetzt lest endlich! ;-)

Eure Aryla 

Sonntag, 13. März 2011

DocumentaryStorm

Ich bin vor kurzem auf eine neue Wissensquelle gestoßen. Auf DocumentaryStorm.com finden sich zahllose Dokumentationen, und fast täglich kommen neue dazu. Gut gemachte Dokus, eine ordentlich sortierte Sammlung, die ein Mensch angelegt hat, der sich vom klassischen Fernsehschauen abgewandt hat, sich offenbar nicht für die heutzutage so präsenten Doku-Soaps, Dokunovelas und ähnliche Formate interessiert. Oder welche Farbe die Ohrringe haben, die Kevin-Pascal seiner Schwester Jolina-Fee aus der Hand geschlagen hat und wie lange die Mutter der beiden ihm deshalb das Abendbrot verweigert, woraufhin Kevin-Pascal sich aus der Wohnung schleicht, um... Stop! ;-)


Was ich eigentlich sagen wollte: Egal zu welchem Thema, auf dieser Seite gibt es bereits eine Doku. Ich weiß gar nicht, welche ich zuerst anschauen soll! Eine schier unerschöpfliche Quelle. Als kleiner Tip. Falls das Fernsehprogramm heute wieder einmal nichts interessantes hergibt. Oder einfach nur so. Bitteschön. Ich persönlich bin begeistert.

Eure Aryla 



P.S.: Ich möchte mich hiermit bei allen Kevin-Pascals und Jolina-Fees entschuldigen, das entsprach grad nur leider so schön dem Klischee.

Donnerstag, 10. März 2011

Ich gehöre nur mir selbst!

Vor kurzem bin ich wieder einmal zum Nachdenken angeregt worden. (Danke, Chefinspirator, Ideengeber und Muse! ;-P)

Die Aussage war: Ich gehöre niemandem.

Die Frage, die sich mir stellte, war: Gehört nicht jeder Mensch irgendwie sich selbst?

Geht das überhaupt? Kann man sich selbst "besitzen", in jeder Hinsicht über sich selbst bestimmen, die volle Verantwortung tragen, seine eigener Herr sein? Ist das möglich? Oder ist man zu sehr fremdbestimmt? Hat der Mensch überhaupt einen ganz eigenen, völlig freien Willen? Nur wenn er den freien Willen hat, ist es ja überhaupt möglich, seinen eigenen Willen auszuleben. Wenn nichts selbstbestimmt ist, es den autogenen Faktor nicht gibt, alles von der Gesellschaft, den Eltern, den Genen, den biochemischen Prozessen im Gehirn oder uns fernsteuernden Aliens fremdgesteuert wird, wo bleibt dann das "ich"?

Ob es diesen freien Willen, ein von vielen als erstrebenswert und "gewollt" betrachtetes Konstrukt, überhaupt gibt, ist eine Frage, die schon viele Philosophen, Anthropologen und weitere Querdenker beschäftigt hat. Vielleicht gebe ich hier auch mal meinen Senf dazu, aber nicht heute. Vielmehr behaupte ich, um sich selbst gehören zu können, ist der freie Wille eine Grundvoraussetzung. Und nehme, um weiter herumphilosophieren zu können, mal an, es gäbe ihn.

Ich setze also voraus, dass ich weiß, was ich erreichen will. Ich habe feste Ziele und Pläne, um sie zu erreichen. Ist das der Schlüssel zum Glück? Kann ich nun über mich selbst bestimmen und lande unweigerlich dort, wo ich hin will? Die Erfahrung sagt mir: nein.
Natürlich bin ich trotzdem Teil der Gesellschaft. Und des Staates, in dem ich lebe. Wenn ich morgen meinen Chef an seinen Schreibtischstuhl binden würde, der so viel größer und bequemer ist als meiner, ihn knebeln und über Nacht im Büro lassen würde, hat das auch wenn es Teil meines Plans ist, auch wenn der Plan in meinem Kopf noch so super ist, Konsequenzen. In dem Fall eine Kündigung und eine Anklage wegen Freiheitsberaubung (welch Ironie!), nehme ich an. Schon allein durch die Tatsache, dass ich andere und deren freien Willen nicht beeinflussen kann, dass ich Reaktionen bei anderen Menschen auslöse (ob nun gewollt oder ungewollt), und dass ich bestimmten Regeln unterworfen bin, bin ich in meinem Handeln eingeschränkt.

Die Gedanken sind frei (sagt Herr von der Vogelweide).
Der Wille nach meiner vereinfachenden Annahme auch. Aber die Umsetzung? Nein. Freiheit ist nur in gewissen Spielräumen möglich.

Und wird nicht das, was ich jetzt, in diesem Moment denke, auch von außen beeinflusst, ungeachtet meiner Pläne? Wenn mich früh morgens die Backwarenfachverkäuferin anlächelt, freue ich mich darüber. Und wenn sie mürrisch ist, bessert sich meine morgendliche verschlafene Laune nicht unbedingt. Ich leide mit, wenn es jemandem, der mir nah steht, schlecht geht, und ändere meine Tagesplanung, um dann da zu sein.
Ich bin nicht allein. Egal, was um mich herum passiert, es wird von mir wahrgenommen, bewertet und ich gehe in irgendeiner Art und Weise damit um. Und gerade, wenn es dabei um andere Menschen geht, führt das zu hochkomplexen Kommunikationsstrukturen (oh nein, das böse K-Wort :-P).

Ist das noch freier Wille? Oder habe ich gerade meiner eigenen Prämisse widersprochen? Da bin ich mir nicht sicher. Ich denke, die Umsetzung dessen, was man will, ist stark abhängig davon, in welchem Rahmen man sich bewegt. Sei es sozial, finanziell, kulturell, intellektuell... oder auch im Sinne von einem gewissen Verhaltensrepertoire. Diesen Rahmen kann man in gewissen Grenzen ändern. Auch sich selbst, eigene Einstellungen und Verhaltensweisen. Und das ist Arbeit. Ich kann etwas wollen. Ich kann mich auf mein Ziel zu bewegen. Ich kann nicht morgen plötzlich fliegen, nur weil ich es will. Aber ich kann mit heute überlegen, welches Wissen ich mir aneignen muss und auf welche Weise ich das tun will, um mir ein Fluggerät zu bauen. Und dann kann ich vielleicht in einem Jahr mit Hilfe meines Eigenbaus fliegen.

Ich gehöre niemand anderem. Aber mir selbst ein Stück weit schon. Ich kann über viele Aspekte meines Lebens bestimmen. Ich besitze Verantwortung für das, was ich tue. Reicht mir das? Vielleicht. (Es bliebe natürlich noch die Frage nach dem freien Willen, bestimmt komme ich darauf noch einmal zurück.)

Auch den Menschen, die mir nahe stehen, gehöre ich niemals. Aber sie sind diejenigen, die einen gewissen Anspruch haben, sich eine Art Recht verdient haben. Darauf, zu wissen, wie es mir geht und was mich gerade beschäftigt. Darauf, dass sie mir alles sagen können, egal was es ist oder ob ich es in diesem Moment hören möchte. Darauf, mir manchmal meine Zeit zu stehlen. Für diese Menschen gebe ich gerne.

Eure Aryla

Mittwoch, 9. März 2011

Fastenzeit

Offiziell beginnt nun (dem katholischen Glauben, mit dem ich aufgewachsen bin, zufolge), die Fastenzeit. Eine Zeit der Entbehrung. Des Gedenkens an die Menschen, die nicht viel zum Leben haben. Der Besinnung an schlechte Zeiten.

Das tut vielleicht dem einen oder anderen mal ganz gut. Mal zu verzichten. Mal nicht aus dem Vollen zu schöpfen. Bewusster zu erleben, was man so tagtäglich tut / isst / trinkt / sagt / ...

Mir auch, habe ich entschieden. Ich habe mir überlegt, der Faulheit, die ich mir im Alltag oft leiste, zu entsagen. Zumindest für diese begrenzte Zeit mal auf gut deutsch "den Arsch hochzukriegen". Vielleicht kann ich ja sogar die eine oder andere gute neue Angewohnheit mitnehmen.

Was heißt das konkret? Ich möchte die letzten beiden Umzugskartons bis Ostern ausgepackt haben. Keine Ausflüchte mehr. Und ich will meinen Schweinehund endlich klein kriegen: Zweimal pro Woche Schwimmen und zweimal pro Woche Laufen. Das ist jetzt das feste Programm. Punkt. So.
Bleiben noch drei sportfreie Tage. An denen wird geschrieben. Für das große, in letzter Zeit stark vernachlässigte Projekt. Das muss sein. Auch wenn ich dafür für verrückt erklärt werde. Oder mich selbst dafür verfluche, mir das auferlegt zu haben. Oder ich keine Lust mehr habe und lieber faul auf dem Sofa sitzen will (darum geht es ja gerade).

Drückt mir die Daumen, dass ich das hinkriege!
Aryla

Dienstag, 8. März 2011

Montag-Morgen-Unlust-Faktor

Manche Tage fangen schon richtig mies an... Und im schlechtesten Fall werden sie auch keinen Deut besser.

Besonders Montags. Der Montag ist generell ziemlich doof. Der erste Arbeitstag / Uni-Tag / Schultag der Woche. Der, an dem man sich nach einem meist entweder sehr entspannten oder extrem anstrengenden Wochenende wieder aufraffen muss. Früh aufstehen, schnell fertig machen, nicht vergessen, das Frühstück einzupacken, und auf in den Berufsverkehr.

Ich weiß, ich habe mich schon einmal über diesen unbeliebten Wochentag geäußert. Aber mal ehrlich: Kommt uns der Montag nicht meistens viel schlimmer vor, nur weil er uns aus der Freizeit wieder in die Arbeitswelt wirft? Nervt dann nicht die rote Ampel oder die verspätete U-Bahn umso mehr, weil Montag ist?
Eigentlich ist es doch gar nicht so schlimm. Außerdem immer daran denken: In zwei Tagen ist übermorgen schon wieder Wochenende! ;)

Ausnahmen wie extremen Schlafmangel, das absolute Stress-Wochenende, Schneechaos oder diverse Warnstreiks seien hier nicht berücksichtigt ;)

Also lächelt mal, die Sonne scheint!
Aryla

(Ja, ich weiß, dass heute Dienstag ist. Ja, ich schreibe das trotzdem so. Für mich ist heute der erste Arbeitstag der Woche.
Einige Närrinen und Narren haben beschlossen, dass aufgrund eines Festes an diesem Montag Betriebsruhe gilt. Dieses Fest, von einigen Menschen als ganze Jahreszeit gefeiert und betrunken, findet von mir keine Beachtung und damit auch hier keine Erwähnung.
Ich mag einfach es nicht.)

Samstag, 5. März 2011

Neuer Tag

Ein neuer Tag, ein neues Chaos. Eine neue Situation, und keine Ahnung, wie es weiter geht.

Hat sich gerade eine Tür geschlossen? 

Obwohl es sich auch irgendwie anfühlt wie in Stephen Kings Dreamcatcher: SSDD - same shit, different day. Was ich damit sagen will? Eigentlich geht es mir doch gut. Theoretisch. Mir fehlt es an nichts. Ich habe ein Dach über dem Kopf, einen gut bezahlten Job und genug zu essen auf dem Tisch. Wenn es da nicht die Details gäbe. Die reine Existenzsicherung ist eben nicht alles.

Ich möchte die Menschen in meiner Nähe nicht verletzen. Erst recht nicht die, die ich wirklich gerne habe. Die mir viel bedeuten.
In den letzten Tagen konnte ich trotzdem nicht anders. Ich habe mehreren Menschen eine Wahrheit sagen müssen, meine Wahrheit, und diese Menschen hätten wahrscheinlich lieber etwas anderes gehört. Nur wäre das dann nicht die Wahrheit gewesen.

Es war hart. Es hat weh getan. Den Schmerz zu ertragen, den ich verursacht habe.

Ich kann wieder lachen. Und hoffe, dass die Zeit den Schmerz heilt.

Aryla


Wahre Worte sind nicht schön,
Schöne Worte sind nicht wahr.
- Lao Tse

You can't feel anything
That your heart don't want to feel
I can't tell you something that ain't real

aus "Broken Strings" von James Morrison feat. Nelly Furtado

 

Dienstag, 1. März 2011

Falsches Drehbuch?!

"Sag mir das doch einer, am Ende kommen die ganzen Missverständnisse zwischen Mann und Frau nur daher, dass beide unterschiedliche Drehbücher bekommen ..."

Interessante Hypothese, Lichtspiel!



*mein Drehbuch ausfalte*
Hmm, das ist aber ein ganz schön großes Ding. Und enthält sehr, sehr viele Improvisations-Passagen. Aber hier und da steht eine Regieanweisung. Die anderen Sprechrollen sind auch vertreten - aber halten sich aus einem mir unerfindlichen Grund nicht immer an den Text, der hier steht. Ist das wohl der Haken an der Sache? Beinhaltet das Drehbuch meine Erwartungen, anstatt die universelle Wahrheit zu repräsentieren? Wenn ja, ist ja klar, warum die Drehbücher nicht übereinstimmen...
*mein Drehbuch wieder zusammenfalte und lässig über die Schulter in den Papierkorb werfe*
Das erinnert mich an John Money's Theorie der Liebes-Landkarte (lovemap). Eine Art Plan, gekennzeichnet durch die Erfahrungen, die man mit "Liebe" (ein großes Wort) bereits gemacht hat, angefangen in der frühesten Kindheit. Aber nicht nur die Eltern werden hier zur Verantwortung gezogen. Auch Freunde, die erste Schwärmerei, der erste Kuss, vorangegangene Beziehungen: Alles landet in der Lovemap und prägt sie. Sie enthält Erwartungshaltungen und Wünsche, aber auch Ängste. Es ergibt sich ein Muster, eine Vorstellung des idealen Partners.
Treffen nun zwei Menschen aufeinander, jeder mit seiner Lovemap unter dem Arm, zeigt sich nach einigem Kennenlernen und vorsichtigem Beschnuppern, ob die Muster, die jeder an und in dem anderen sieht, zusammenpassen. Oder zumindest einen gemeinsamen Weg in die gleiche Richtung ermöglichen. Oder eben nicht.

So weit die Theorie. Ich sehe dieses Konstrukt als sehr theoretisch an, vielleicht zu theoretisch. Vielleicht auch zu begrenzt, nur auf die Partnerwahl bezogen. Aber es ist eben auch "nur" eine Theorie, ein Versuch, einen Teil der Wirklichkeit nachzubilden und dadurch verständlicher zu machen. Und wie so oft, es ist irgendwie etwas dran. Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch an einen anderen mit bestimmten Erwartungen herantritt. Ob das unbedingt gut ist, oder ob die Erwartungen im Einzelfall zu hoch oder zu niedrig gegriffen sind, steht auf einem anderen Blatt.

*mein Drehbuch wieder hervorkrame, glatt streiche und noch mal zur Hand nehme*
Brauche ich ein Drehbuch? Ja! Trotz allen blöden Erwartungen und Erwartungserwartungen, die das beinhaltet (Erwartungserwartungen sind, wie der Name schon sagt, Erwartungen einer Erwartung. Beispiel: Jana erwartet von Tim, dass er ihr zu Weihnachten etwas schenkt, und sie erwartet auch, dass er von ihr das gleiche erwartet).
Etwas zu erwarten macht es einfacher. Ich darf hoffen. Ich darf mir ein bestimmtes Verhalten wünschen. Es hilft allerdings oft, die Erwartungen zu formulieren. Der Prinz, der mir von der ersten Sekunde an jeden Wunsch von den Augen abliest, existiert nicht. Wenn ich z.B. nur Blumen geschenkt bekomme, wenn ich darum bitte, ist das auch ok :-)
So weit meine Erfahrung.
*das Drehbuch ordentlich in meine Tasche lege*

So, nun bleibt es beim werten Leser, sich selbst eine Meinung zu bilden.

Viel Spaß dabei!
Aryla

Montag, 28. Februar 2011

Date

Ich habe vor kurzem einem Freund erzählt, dass ich mich mit einem Mann treffe. Und bin promt gefragt worden: Hast du ein Date? Eine Antwort konnte ich nicht finden.

Was ist ein Date???

Hat uns Hollywood diese Bezeichnung auferlegt? Muss man wissen, ob eine Verabredung als Date gilt? Was bedeutet dieses "Label", dieser Stempel, diese Kategorisierung für mein Verhalten? Oder für meine Erwartungen? Oder die des entsprechenden Mannes?

Und was zum Teufel ist ein Date nun eigentlich? Eine Verabredung zweier Menschen. So weit so gut. Meistens fängt sie an einem öffentlichen Ort an. Im Café an der Ecke. An der U-Bahn-Haltestelle. Im Einkaufszentrum. Erst mal die Lage checken, meist kennen sich die beiden Protagonisten noch nicht oder noch nicht sehr gut.
Doch was macht nun den Unterschied aus zwischen einem Date und einem Nicht-Date? Die Absicht, den anderen für sich zu gewinnen? Die Hoffnung, man würde sich verlieben? Oder die Hoffnung, dass man selbst umschwärmt wird? Bei manchen mag es auch die Erwartung sein, "noch auf einen Kaffee mitkommen zu dürfen" :P
Was liegt zwischen einer beginnenden Freundschaft und einer möglicherweise beginnenden Beziehung?

So genau ist es mir bis heute nicht klar, was ein Date ist. Die Definition steht noch aus. Oder ob das besagte Treffen eins war. Das finde ich aber auch nicht so wichtig. Es war schön und hat zu weiteren Treffen geführt. Ist das nicht wichtiger, als allem und jedem was man tut ein Hollywood-Label aufzukleben, nur damit es für andere ins Klischee passt und leicht verständlich ist?
Ich breche da gerne aus dem Klischee aus. Ganz ohne schlechtes Gewissen.

Bin ich jetzt ein Rebell? :-P
Aryla

Freitag, 25. Februar 2011

Kann ich schreiben, was ich will?

Frei nach Schopenhauers "Kann ich wollen, was ich will?"... ;-)

Manchmal setze ich mich hin und weiß: Ich will jetzt schreiben. Ich weiß nicht, was ich schreiben soll, und ich weiß noch weniger, wie ich anfangen soll. Und doch juckt es mich in den Fingern, ich nehme manchmal einfach den Stift in die Hand oder fange an, auf die Tastatur einzutippen. Oder zumindest die Hände auf die Tastatur zu legen und zu hoffen, mir würde eine tolle Idee kommen.
Etwas, über dass es sich zu schreiben lohnt. Etwas, dass ich loswerden will. Etwas, dass mir durch den Kopf spukt und mir keine Ruhe lässt, das aber erst noch erwischt und in Worte gefasst werden will, bevor ich es vollends greifen kann (gedanklich schwenke ich an dieser Stelle ein großes Netz nach dem Gedankenschmetterling ;-) ).
Und dann kommt in den meisten Fällen die Idee. Und von da an ist alles ganz leicht. Die Worte, Sätze und ganze Gedankengänge rauschen nur so durch meinen Kopf, ich muss das schnell aufschreiben! Dann geht es wie von alleine. Ich merke, dass mein Blogeintrag oder das neue Kapitel meines Romans in eine ganz andere Richtung führt als gedacht. Es muss so kommen, wie ich es während des Schreibens im Kopf habe, alle Vorüberlegungen müssen sich dann unterordnen (und enden entweder in Ablage P oder in einer virtuellen Schublade für neue oder weiterführende Ideen).

Das Schreiben führt mich an Orte, zu Schlussfolgerungen oder in Situationen, die ich oft so nicht kommen sehen habe. Und das ist gut so. Ich bin froh, das Gefühl zu haben, weiterzukommen. Einer Wahrheit, sei es der eigenen oder der fiktionalen in meiner Geschichte, dadurch näher zu kommen. Und sei es ein noch so kleiner Schritt.

Das ist der Grund, aus dem ich schreibe. Es macht mir Spaß. Und es ist ein Stück Erkenntnis, wenn nicht manchmal sogar Selbstfindung für mich.
Und wenn ich andere dadurch unterhalte oder in meinen Bann ziehen kann, umso besser, das freut mich sehr! *knicks*

Eure
Aryla

P.S.: Auch dieser Beitrag ist aus einer unbestimmten Schreiblaune heraus entstanden. Die Methode geht auf! ;-)

Donnerstag, 24. Februar 2011

Zeitdieb

Die Zeit verhält sich manchmal höchst seltsam... Wenn man warten muss oder etwas unangenehmes tut, scheint sie kaum zu vergehen... Sekunde um Sekunde verstreicht während man auf dem Gang auf und ab geht und auf die Verkündung der Prüfungsergebnisse wartet. Beim Arzt scheint sich der Minutenzeiger kaum zu bewegen, im stickigen Wartezimmer zwischen hustenden Mitpatienten und zerlesenen Klatschmagazinen. Und die wichtige E-Mail muss jeden Moment kommen! Zwei Minuten später ist sie da und es scheint eine Ewigkeit vergangen zu sein...

Doch gerade dann, wenn man die Zeit endlos auskosten möchte, jede einzelne Sekunde genießen möchte, scheint sie davonzurennen. Die schönen Stunden sind meist viel zu schnell vorbei. Das Wochenende schien am Freitag so lang. Die rettende Insel. Und schon ist wieder Montag und man hat kaum etwas geschafft. Geschweige denn sich entspannt. Manchmal möchte ich der Uhr kaum glauben, wenn sie darauf beharrt, dass die Zeit jetzt um ist. Es wird in Insiderkreisen gemunkelt, ein Zeitdieb stiehlt in solchen Momenten die Zeit und wickelt sie auf eine große Spule, wenn gerade niemand aufpasst. Oder schneidet sich heimlich eine dünne Scheibe ab, ja nach bevorzugter Metapher ;)

Ja natürlich, das geht zurück auf "Der Zeitdieb" bzw. im Original "Thief of Time" wenn ich mich recht entsinne, einen Scheibenweltroman von Terry Pratchett. Der Kontext war ein anderer, die Zeit sollte ganz abgeschafft werden, damit mehr Ordnung herrschen kann. Doch es gab da ja noch die Geschichtsmönche, die auf ihren Spindeln die Zeit ab- und wieder aufwickeln. Und die Reiter und Fußgänger der Apokalypse. Und ganz viel Nougat und Schokolade. Wer es genauer wissen will, muss das Buch lesen :P

Wer weiß, vielleicht versteckt sich ja ein kleiner Zeitdieb unter dem Tisch, der wenn man nicht hinsieht, wenn man mit etwas schönem beschäftigt ist und die Zeit völlig vergisst, eine Umdrehung aufwickelt. Oder zwei. Und diesen Vorrat an Zeit nutzt, zum Beispiel um ewige Jugend zu erlangen, oder um sie der Kosmetikindustrie zu verkaufen, oder der NASA.
Und so ist man die Zeit dann los. Außer man erwischt den Zeitdieb und nimmt ihm die Spindel ab! :P

Diese Gedanken stammen nicht von mir allein, sondern sind aus freundlicher Koproduktion mit einem Menschen, den ich vor kurzem kennenlernen durfte. Und bei diesem Kennenlernen? Richtig, verging die Zeit wie im Flug!
Schade? Ja. Aber auch ein gutes Zeichen dafür, dass wir uns gut verstehen. Nicht, Mensch mit dem schönsten Nickname der Welt, aka Lichtspiel??

An dieser Stelle hinterlasse ich einen besonders lieben Gruß!
Aryla

Donnerstag, 17. Februar 2011

Dankbar

Für einige kleine Freuden bin ich im Moment sehr dankbar. Dinge, die für mich nicht selbstverständlich sind. Lichtblicke in meinem Chaos. Momente, die mich meine Fehler und Probleme, meine Unzulänglichkeiten und Ängste vergessen lassen.
Das kann der Sonnenstrahl, der mir überraschend ins Gesicht scheint und mir ein Lächeln darauf zaubert. Ein kleines Erfolgserlebnis. Ein Morgen, an dem ich mich absolut ausgeschlafen und wach fühle.
Doch am meisten bin ich den Menschen dankbar, die an mich denken. Eine kurze Mail. Ein unerwarteter Anruf. Ein gutes Gespräch. Ein gemeinsames Essen. Eine Aufmunterung nach einem langen Tag. Jemand, der mich in den Arm nimmt, bevor ich mich in die Höhle des Löwen wage. Oder einfach nur zusammen auf dem Sofa sitzen und mal nichts tun müssen.

Durch mein kleines Kopfchaos bin ich manchmal einsamer, als ich sein will oder sein müsste. Ich bin manchmal schwierig. Und selbst mein größter Feind. Ihr denkt trotzdem an mich und lasst mich nicht allein.

DANKE!

Aryla

Montag, 14. Februar 2011

Valentinstag

Valentinstag - ein besonderer Tag? Für viele scheint heute ein Tag zu sein, um (eingebildete?) Erwartungen des Partners zu erfüllen. Eine tiefere Bedeutung wird immer wieder angezweifelt... Immerhin sorgt dieses Datum für die eine oder andere kleine Aufmerksamkeit, einen Strauß Blumen oder einen besonderen Gefallen, der vielleicht sonst nicht verschenkt würde.

Ich gebe hier mit einer irischen Redensart meinen Senf dazu:
Work as though you don't need the money
Love as though you've never been hurt
Dance as though no one is watching you
Sing as though no one can hear you
Live as though heaven is on earth



Frei übersetzt:
Arbeite, als würdest du das Geld nicht brauchen
Liebe, als wärst du nie verletzt worden
Tanze, als würde dir niemand zusehen
Singe, als könnte dich niemand hören
Lebe, als wäre das Paradies auf Erden


Einen hab' ich noch:
If I can't dance, I don't want your revolution!
- Emma Goldman


Euch allen einen schönen Tag!
Aryla

Donnerstag, 10. Februar 2011

Die Musik in meinem Kopf

Seit zwei Tagen herrscht bei mir ein sehr willkommener Ausnahmezustand. Ich bin Musik!

Ich habe ständig irgendein Lied im Kopf. Nicht immer das gleiche, es wechselt immer. Je nach Stimmung, was mir eben gerade durch den Kopf geht. Ich könnte andauernd mitsummen, mit dem Fuß den Takt klopfen, mit den Fingern auf dem Tisch trommeln... Im Auto zappe ich zwischen den Radiosendern, um immer die beste Musik mitzubekommen. Und bei Bedarf laut mitzusingen, da hört mich ja niemand ;)

Ich fühle mich an T-Shirt-Sprüche erinnert à la "Nur ich kann die Stimmen in meinem Kopf hören". Bei mir gilt im Moment ganz klar: Nur ich kann die Musik in meinem Kopf hören. Und ich genieße es in vollen Zügen! Ich fühle mich extrem gut dabei. Frei. Kreativ. Stark.

Es ist ein bisschen so, als hätte das Leben eine Hintergrundmusik bekommen, wie im Film. Einen Kontext. Einen intuitiven, unbewusst auftauchenden Kommentar von mir selbst, gespeist aus der Erinnerung an richtig gute Musik.

Jetzt gerade höre ich Bruce Springsteen.

Wünsche allen einen schönen Tag!
Aryla

Ein kleiner Sieg

Gestern Abend habe ich es wieder geschafft: Ich habe meinen inneren Schweinehund überlistet. So langsam sehe ich mich was das Schwimmen angeht auf dem richtigen Weg: Ich gehe jeden Mittwoch zum Training. Manchmal auch zusätzlich am Freitag, aber der Mittwoch ist Pflicht. Jede Woche ist es ein Kampf mit dem bockigen Viech, das lieber zu Hause bleiben würde. Aber ich besiege es dann doch.

(Wenn das mit dem Laufen und dem Schreiben auch so erfolgreich und regelmäßig gehen würde... Daran arbeite ich noch. Es mir zur Gewohnheit zu machen und gar nicht zu hinterfragen. Sondern einfach zu tun.)

Gestern hat es mich große Überwindung gekostet, den Arsch hoch zu kriegen (entschuldigt meine Ausdrucksweise, aber genau so war es). Aber dann bin ich doch hingegangen. Bin ins Wasser gesprungen, obwohl meine Motivation zu diesem Zeitpunkt minimal war. Ich musste auch meinen Körper erst einmal überzeugen, mitzumachen. Die ersten Bahnen bin ich technisch unter aller Sau geschwommen und konnte mich einfach nicht genug konzentrieren, um das zu ändern. Mein Trainer bestätigte mich noch: "Du hast Recht, du schwimmst scheiße!" Ich kam mir vor wie der letzte Bewegungslegastheniker, nicht in der Lage, Armzüge, Beinschläge und Atmung zu koordinieren. Kein Timing, keine Körperspannung, zu wenig Luft, der Kopf war nicht frei.
Aber dann habe ich mich doch noch "eingegroovt" ;) , dann lief es plötzlich. Ein kleiner Erfolg im Kampf gegen mich selbst. Feinkorrekturen beim Sprinttraining. So langsam werde ich besser. Schneller. Ausdauernder. Ein wirklich gutes Gefühl.

Schweinehund, du hast versagt! Gib auf!

Aryla

Dienstag, 8. Februar 2011

Essen - meine Stadt?

Heute bin ich wieder zurück gekommen. Ein letztes Mal in meiner alten Wohnung gewesen. Nach etwa zwei Monaten wieder durch die Stadt gelaufen, die ich Heimat genannt habe. Nur kurz. Trotzdem war es wieder schön.

Nachdem der Alltag, die schlechte Wohnsituation und einige unangenehme Ereignisse dafür gesorgt haben, dass ich mich in Essen nicht mehr wohl gefühlt habe, war ist wieder da. Von "hier fühle ich mich zu Hause" über "nichts wie weg hier" zu "ich mag es hier"! Ein gutes Gefühl.
Ich bin nach dem Weg gefragt worden. Und konnte weiter helfen. Bin verwundert an der Eisbahn auf dem Kennedyplatz vorbeigelaufen. Komisch, diesmal nicht den Aufbau mitbekommen zu haben. Weil ich einfach nicht mehr täglich dort vorbei komme. Anstatt 500m etwa 35km entfernt wohne. Habe festgestellt, dass man jetzt in der Mayerschen eine Wertmarke ziehen musst, um zur Toilette zu kommen. Da ich eh schon da war, habe ich natürlich auch ein Buch gekauft, ist ja klar. Diesmal ein echtes Schnäppchen, vom Wühltisch, für 3 Euro, zur Vervollständigung meiner Dunkler Turm-Reihe: Wizards and Glasses von Stephen King. Im Original. Illustriert. Schon zweimal gelesen und nun in meinem Besitz.

Ist das ein Zeichen? Vielleicht... :)

To be continued

Aryla 


edit 10.02.11:
Noch bevor ich diesen Eintrag verfasst habe kam es an diesem Abend zu einer Messerstecherei im Essener Hauptbahnhof. Beunruhigend. Dass anscheinend so viele junge Leute keine Perspektive sehen und mit Messern in den Taschen in Gangs durch die Straßen laufen. Dass ich vor wenigen Monaten vielleicht noch selbst ganz in der Nähe gewesen wäre.
Die Meldung im Radio hat Erinnerungen geweckt. An die Schüsse, die über der Hausflur schallten, bis in meine Wohnung. An die Nervosität, die ich in den folgenden Tagen entwickelt habe. Man sagt die Zeit heilt alle Wunden. Daran glaube ich nicht, ich denke dafür sind einige Wunden zu tief. Aber in diesem Fall denke ich, die Zeit hat diese Wunde schon fast verheilt. Den Schrecken genommen.
Dafür bin ich dankbar. Und auch für die Erkenntnis, das es so ist. Denn ich denke, dass das mir erst jetzt klar geworden ist, als die Erinnerung aufgefrischt wurde.

so long