Donnerstag, 13. Januar 2011

Perfekt

Ich immer öfter habe den Eindruck, dass irgendetwas in dieser Gesellschaft gewaltig schief läuft. Das meine ich nicht politisch, sondern wenn man überhaupt einen Oberbegriff finden muss eher sozialkritisch. Den Menschen in meiner Umgebung und ihrem Verhalten gegenüber kritisch.
Immer wieder erlebe ich das. Man redet nicht über Fehler. Man redet über schöne Dinge oder über schlechtes, das andere tun. Schlechtes Wetter, unfähige Politiker, der Chef verlangt zu viel und bezahlt zu wenig, die Wirtschaftskrise haben uns die Spekulanten eingebrockt, und wer verdammt hat dieses Dioxin in mein Frühstücksei getan. Aber über eigene Fehler spricht man nicht.
Aber wenn wir doch so unzufrieden sind müsste man doch anfangen etwas zu ändern. Bei sich selbst, alles andere hat man nicht in der Hand. Fehler und Schwächen eingestehen und daran arbeiten. Sagen:
"Tut mir leid, ich hätte das nicht tun sollen."
"Nein, ich gehe diese Woche nicht aus, dann reicht mein Geld bis zum Monatsende."
"Ich komme mit der neuen Aufgabe nicht klar, kann mir das jemand noch mal erklären?"
"Ich bin mir nicht sicher, ob das so richtig ist. Geh das bitte noch mal mit mir durch."
"Kannst du nächste Woche mal für mich einspringen? Ich brauche eine Pause."

Ich finde, das passiert zu selten. Das fällt mir oft auch sehr schwer, gerade auch vor mir selbst. Es sollte doch selbstverständlich sein, dass niemand perfekt ist. Trotzdem möchte man keine Schwäche zeigen. Weder finanziell oder beruflich, noch privat. Böse Wörter wie Burn-out und Depression geistern hin und wieder durch die Medien, für immer mehr ist das die Realität. Und doch wird jede Chance genutzt, um die eigenen Unzulänglichkeiten zu verbergen.

Wie können menschliche Fehler, die jeden von uns ausmachen, zu jedem Leben dazugehören, uns jeden Tag aufs neue begleiten und auch beeinflussen, so wenig akzeptiert sein? Durch Fehler lernen wir (oder auch nicht). Ich habe eine Menge Fehler gemacht, doch wäre ich ohne sie besser dran? Das weiß ich nicht, denn sie haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich jetzt bin. Und ich kann versuchen, in Zukunft nicht mehr so viele zu machen. Ehrlicher zu mir selbst zu sein. Andere nicht zu verletzen. Chancen zu nutzen. Aber Fehler lassen sich nicht vermeiden.

Ist das jetzt zu philosophisch? Führt über das Ziel hinaus? Ja, vielleicht. Entscheidet selbst.
Aryla

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