Dienstag, 22. März 2011

Der frei Wille: Eine Grundsatzfrage

Der freie Wille - ein schöner Gedanke. Der Mensch strebt nach der Freiheit. Er sieht sich als mehr als nur ein Objekt, als ein Subjekt, ein Ich. Der Mensch will den freien Willen, er äußert einen Anspruch auf Individualität. Ist das nicht ein Widerspruch in sich?

Der Herr im eigenen Haus, so sagte schon Freud, ist er nicht (danke, Sigmund, du Spielverderber). Das Bewusstsein kennt nicht die ganze Wahrheit. Nach dem Eisbergprinzip ist der Großteil unseres Selbst, dessen, was uns ausmacht unbewusst, uns verborgen. Unser Bewusstsein hat nur einen kleinen Anteil. Was sagt das über unser Selbst-Bewusstsein? Was hat das für Auswirkungen auf unser Selbstbild und auf das Bild, was wir uns von anderen oder von dieser Welt machen? Und umgekehrt, was bewirkt das Bild, was ich mir gemacht habe, in mir? Kann ich mir überhaupt mein eigenes Bild machen - oder reicht meine Willensfreiheit dafür nicht aus?
Kann ich wissen, was mein Wille ist, wenn doch so vieles unbewusst bleibt? Und welchen Einfluss hat mein unbewusstes Erleben aus meine Denkweise, meine Entscheidungen und meine Handlungen?

Was ist eigentlich der freie Wille genau? Und: Wenn der freie Wille so, wie wir ihn uns vorstellen, gar nicht existiert, nur eine Illusion ist oder ein Nebenprodukt der komplexen biochemischen Prozesse im Gehirn (oder ein Fehler in der Matrix :P ), was bleibt dann? Was ist der Mensch, was ist das Leben wert, ohne einen freien Willen? Ohne die Möglichkeit, Entscheidungen treffen zu können?
Sind wir Sklaven unserer Gene? Unserer Erziehung? Unserer Kultur? Der Hormone in unserem Körper? Was bedeutet das für die Pädagogik, ist das alles umsonst, ist alles vorherbestimmt?

Gibt es also ein Schicksal, das uns vorherbestimmt ist? Oder etwa einen Gott? Wenn Gott allwissend ist, wie kann es dann den freien Willen geben? Ein allwissender Gott kennt bereits all unsere Entscheidungen. Oder hat Gott uns verlassen, als er dem Menschen den freien Willen gegeben hat? Die Verantwortung auf uns übertragen? Wollte er nicht mehr die Schuld für die Sünden der Menschen tragen?

Wenn das, was wir tun, nicht unserer Entscheidung entspricht, können wir dann dafür moralisch zur Rechenschaft gezogen werden? Was ist dann mit dem guten Karma, das wir fühlen, wenn wir einer alten Dame über die Straße helfen?


Ein komplexes Thema. Ich habe vor, in den nächsten Tagen mehrere Sichtweisen darzustellen, als kleine Beitragsreihe.

Viel Spaß beim mit-philosophieren (bei diesem herrlichen Wetter auch gerne draußen in der Sonne ausgestreckt ;) )
Aryla

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