Dienstag, 1. März 2011

Falsches Drehbuch?!

"Sag mir das doch einer, am Ende kommen die ganzen Missverständnisse zwischen Mann und Frau nur daher, dass beide unterschiedliche Drehbücher bekommen ..."

Interessante Hypothese, Lichtspiel!



*mein Drehbuch ausfalte*
Hmm, das ist aber ein ganz schön großes Ding. Und enthält sehr, sehr viele Improvisations-Passagen. Aber hier und da steht eine Regieanweisung. Die anderen Sprechrollen sind auch vertreten - aber halten sich aus einem mir unerfindlichen Grund nicht immer an den Text, der hier steht. Ist das wohl der Haken an der Sache? Beinhaltet das Drehbuch meine Erwartungen, anstatt die universelle Wahrheit zu repräsentieren? Wenn ja, ist ja klar, warum die Drehbücher nicht übereinstimmen...
*mein Drehbuch wieder zusammenfalte und lässig über die Schulter in den Papierkorb werfe*
Das erinnert mich an John Money's Theorie der Liebes-Landkarte (lovemap). Eine Art Plan, gekennzeichnet durch die Erfahrungen, die man mit "Liebe" (ein großes Wort) bereits gemacht hat, angefangen in der frühesten Kindheit. Aber nicht nur die Eltern werden hier zur Verantwortung gezogen. Auch Freunde, die erste Schwärmerei, der erste Kuss, vorangegangene Beziehungen: Alles landet in der Lovemap und prägt sie. Sie enthält Erwartungshaltungen und Wünsche, aber auch Ängste. Es ergibt sich ein Muster, eine Vorstellung des idealen Partners.
Treffen nun zwei Menschen aufeinander, jeder mit seiner Lovemap unter dem Arm, zeigt sich nach einigem Kennenlernen und vorsichtigem Beschnuppern, ob die Muster, die jeder an und in dem anderen sieht, zusammenpassen. Oder zumindest einen gemeinsamen Weg in die gleiche Richtung ermöglichen. Oder eben nicht.

So weit die Theorie. Ich sehe dieses Konstrukt als sehr theoretisch an, vielleicht zu theoretisch. Vielleicht auch zu begrenzt, nur auf die Partnerwahl bezogen. Aber es ist eben auch "nur" eine Theorie, ein Versuch, einen Teil der Wirklichkeit nachzubilden und dadurch verständlicher zu machen. Und wie so oft, es ist irgendwie etwas dran. Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch an einen anderen mit bestimmten Erwartungen herantritt. Ob das unbedingt gut ist, oder ob die Erwartungen im Einzelfall zu hoch oder zu niedrig gegriffen sind, steht auf einem anderen Blatt.

*mein Drehbuch wieder hervorkrame, glatt streiche und noch mal zur Hand nehme*
Brauche ich ein Drehbuch? Ja! Trotz allen blöden Erwartungen und Erwartungserwartungen, die das beinhaltet (Erwartungserwartungen sind, wie der Name schon sagt, Erwartungen einer Erwartung. Beispiel: Jana erwartet von Tim, dass er ihr zu Weihnachten etwas schenkt, und sie erwartet auch, dass er von ihr das gleiche erwartet).
Etwas zu erwarten macht es einfacher. Ich darf hoffen. Ich darf mir ein bestimmtes Verhalten wünschen. Es hilft allerdings oft, die Erwartungen zu formulieren. Der Prinz, der mir von der ersten Sekunde an jeden Wunsch von den Augen abliest, existiert nicht. Wenn ich z.B. nur Blumen geschenkt bekomme, wenn ich darum bitte, ist das auch ok :-)
So weit meine Erfahrung.
*das Drehbuch ordentlich in meine Tasche lege*

So, nun bleibt es beim werten Leser, sich selbst eine Meinung zu bilden.

Viel Spaß dabei!
Aryla

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