Donnerstag, 10. März 2011

Ich gehöre nur mir selbst!

Vor kurzem bin ich wieder einmal zum Nachdenken angeregt worden. (Danke, Chefinspirator, Ideengeber und Muse! ;-P)

Die Aussage war: Ich gehöre niemandem.

Die Frage, die sich mir stellte, war: Gehört nicht jeder Mensch irgendwie sich selbst?

Geht das überhaupt? Kann man sich selbst "besitzen", in jeder Hinsicht über sich selbst bestimmen, die volle Verantwortung tragen, seine eigener Herr sein? Ist das möglich? Oder ist man zu sehr fremdbestimmt? Hat der Mensch überhaupt einen ganz eigenen, völlig freien Willen? Nur wenn er den freien Willen hat, ist es ja überhaupt möglich, seinen eigenen Willen auszuleben. Wenn nichts selbstbestimmt ist, es den autogenen Faktor nicht gibt, alles von der Gesellschaft, den Eltern, den Genen, den biochemischen Prozessen im Gehirn oder uns fernsteuernden Aliens fremdgesteuert wird, wo bleibt dann das "ich"?

Ob es diesen freien Willen, ein von vielen als erstrebenswert und "gewollt" betrachtetes Konstrukt, überhaupt gibt, ist eine Frage, die schon viele Philosophen, Anthropologen und weitere Querdenker beschäftigt hat. Vielleicht gebe ich hier auch mal meinen Senf dazu, aber nicht heute. Vielmehr behaupte ich, um sich selbst gehören zu können, ist der freie Wille eine Grundvoraussetzung. Und nehme, um weiter herumphilosophieren zu können, mal an, es gäbe ihn.

Ich setze also voraus, dass ich weiß, was ich erreichen will. Ich habe feste Ziele und Pläne, um sie zu erreichen. Ist das der Schlüssel zum Glück? Kann ich nun über mich selbst bestimmen und lande unweigerlich dort, wo ich hin will? Die Erfahrung sagt mir: nein.
Natürlich bin ich trotzdem Teil der Gesellschaft. Und des Staates, in dem ich lebe. Wenn ich morgen meinen Chef an seinen Schreibtischstuhl binden würde, der so viel größer und bequemer ist als meiner, ihn knebeln und über Nacht im Büro lassen würde, hat das auch wenn es Teil meines Plans ist, auch wenn der Plan in meinem Kopf noch so super ist, Konsequenzen. In dem Fall eine Kündigung und eine Anklage wegen Freiheitsberaubung (welch Ironie!), nehme ich an. Schon allein durch die Tatsache, dass ich andere und deren freien Willen nicht beeinflussen kann, dass ich Reaktionen bei anderen Menschen auslöse (ob nun gewollt oder ungewollt), und dass ich bestimmten Regeln unterworfen bin, bin ich in meinem Handeln eingeschränkt.

Die Gedanken sind frei (sagt Herr von der Vogelweide).
Der Wille nach meiner vereinfachenden Annahme auch. Aber die Umsetzung? Nein. Freiheit ist nur in gewissen Spielräumen möglich.

Und wird nicht das, was ich jetzt, in diesem Moment denke, auch von außen beeinflusst, ungeachtet meiner Pläne? Wenn mich früh morgens die Backwarenfachverkäuferin anlächelt, freue ich mich darüber. Und wenn sie mürrisch ist, bessert sich meine morgendliche verschlafene Laune nicht unbedingt. Ich leide mit, wenn es jemandem, der mir nah steht, schlecht geht, und ändere meine Tagesplanung, um dann da zu sein.
Ich bin nicht allein. Egal, was um mich herum passiert, es wird von mir wahrgenommen, bewertet und ich gehe in irgendeiner Art und Weise damit um. Und gerade, wenn es dabei um andere Menschen geht, führt das zu hochkomplexen Kommunikationsstrukturen (oh nein, das böse K-Wort :-P).

Ist das noch freier Wille? Oder habe ich gerade meiner eigenen Prämisse widersprochen? Da bin ich mir nicht sicher. Ich denke, die Umsetzung dessen, was man will, ist stark abhängig davon, in welchem Rahmen man sich bewegt. Sei es sozial, finanziell, kulturell, intellektuell... oder auch im Sinne von einem gewissen Verhaltensrepertoire. Diesen Rahmen kann man in gewissen Grenzen ändern. Auch sich selbst, eigene Einstellungen und Verhaltensweisen. Und das ist Arbeit. Ich kann etwas wollen. Ich kann mich auf mein Ziel zu bewegen. Ich kann nicht morgen plötzlich fliegen, nur weil ich es will. Aber ich kann mit heute überlegen, welches Wissen ich mir aneignen muss und auf welche Weise ich das tun will, um mir ein Fluggerät zu bauen. Und dann kann ich vielleicht in einem Jahr mit Hilfe meines Eigenbaus fliegen.

Ich gehöre niemand anderem. Aber mir selbst ein Stück weit schon. Ich kann über viele Aspekte meines Lebens bestimmen. Ich besitze Verantwortung für das, was ich tue. Reicht mir das? Vielleicht. (Es bliebe natürlich noch die Frage nach dem freien Willen, bestimmt komme ich darauf noch einmal zurück.)

Auch den Menschen, die mir nahe stehen, gehöre ich niemals. Aber sie sind diejenigen, die einen gewissen Anspruch haben, sich eine Art Recht verdient haben. Darauf, zu wissen, wie es mir geht und was mich gerade beschäftigt. Darauf, dass sie mir alles sagen können, egal was es ist oder ob ich es in diesem Moment hören möchte. Darauf, mir manchmal meine Zeit zu stehlen. Für diese Menschen gebe ich gerne.

Eure Aryla

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