Montag, 5. Dezember 2011

Advent

Sagt man nicht, der Advent sei eine besinnliche Zeit? Stattdessen kommt sie mir von Jahr zu Jahr hektischer vor. Weihnachtsgeschenke wollen besorgt werden Aber bitte etwas persönliches, man soll sich ja schon was dabei gedacht haben. Wenn das nicht immer so schwierig wäre... Doch irgendwann endet jede Suche nach dem perfekten Geschenk - und sei es nur aus Zeitdruck. Außerdem wollen ja noch Weihnachtsfeiern besucht werden: Von der Arbeit, vom Sport, ein vorweihnachtliches Zusammentreffen mit der Familie... Und dabei habe ich noch nicht einmal Kinder, die selbst wieder im Kindergarten und/oder Schule und/oder Sportverein und/oder Musikschule... eingeladen sind. Dazu kommen dann all jene Geburtstage, Vereinsmeisterschaften, Betriebsausflüge und sonstigen Veranstaltungen, die gerade auch noch in diese Zeit fallen. Und diese Weihnachtsmärkte (unverzichtbar auf der Suche nach Geschenkideen) finden auch alle nur in der Verweihnachtszeit statt. Ach ja, Freunde hat man ja auch noch, die sich hin und wieder mal freuen, einen noch zu Gesicht zu bekommen. Das alles zusätzlich zur "Grundlast" Arbeit plus Haushalt. Und der Partner darf bitte auch nicht zu kurz kommen.



Warum machen wir das alles eigentlich? Am Ende wollen die Meisten doch nur eins: An Heiligabend mit allen unseren liebsten Menschen zusammen sein und das feiern. Das Zusammensein. Die wenigsten feiern heute noch, dass der Christenheit vor etwa 2000 Jahren der Messias, der Erlöser und Sohn Gottes, geboren wurde. Ok, in die Kirche gehen gehört für viele dazu, besonders für Familien mit Kindern. Da macht man das doch so.
Ich kenne durchaus Leute, die sehr religiös sind. Erst gestern saß ich an einem Tisch, an dem für mich völlig unerwartet ein Tischgebet gesprochen wurde. Ein Dankgebet, weil es nicht selbstverständlich ist, reichlich zu haben. Eine Geste, die mich berührt hat. Und doch kann ich mich nicht damit identfizieren. Ich bin in einer katholischen Familie aufgewachsen. An Ostern und zu Weihnachten ging man in die Kirche. Im Alltag habe ich nicht viel davon mitbekommen. Klar, viele Gesetze und sozialen Normen unserer Gesellschaft beruhen auf dem Christentum und seinen Regeln. Doch gelebt wurde diese Religion in meinem Elternhaus nicht. Was es gab waren die Fotos. Fotos von Schwester Maria Euthymia. Diese Ordensschwester lächelte schwarz-weiß in der Wohnung meines Vaters in allen Zimmern. 2001 wurde sie selig gesprochen, was mich an die Legenden meiner Kindheit zurückerinnerte. "Engel der Liebe" wurde sie genannt, als sie während des zweiten Weltkriegs in meiner Heimatstadt Dinslaken Verwundete versorgte.
Daran kann ich glauben. Daran, dass es Menschen gibt, die anderen gutes tun. Doch an einen allmächtigen Gott, der uns Menschen lenkt und bei uns ist, das kann ich nicht. Ich kann dankbar sein, ohne einem Gott zu danken. Und in schwierigen Zeiten kann ich nicht denken: "Gott prüft mich", ich denke verdammte Scheiße, muss das sein?! Und dann bete ich nicht. Und bitte einen Gott um Kraft und Unterstützung. Ich muss es selbst anpacken. Die Verantwortung liegt bei mir allein.


Das heißt nicht, dass ich an nichts glaube. Ich glaube zwar nicht an einen Gott oder an eine Kirche, aber ich glaube an Werte. An Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit und Nächstenliebe. Daran, dass jeder Mensch Entscheidungen trifft, und dadurch sich selbst oder anderen helfen kann - oder auch nicht. Macht mich das zum Christ? Wohl nicht. Aber das ist mir auch nicht wichtig. Wichtiger ist mir, mit mir selbst im Reinen zu sein.


Sollte ich also aufhören mit dem ganzen Weihnachtsrummel? Wäre das nicht die logische Konsequenz? Eine gute Frage. Morgen mehr dazu.


Liebe Grüße


Aryla

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