Dienstag, 6. Dezember 2011

Christ sein oder nicht sein - das ist die Frage

Um meine Überlegung von gestern fortzusetzen: Wenn ich doch nicht an einen Gott glaube, warum unterwerfe ich mich dann dem ganzen Weihnachtsrummel? Der allgemeinen Meinung, ja fast schon Norm, zuliebe? Aus Gruppendruck? Um dazuzugehören? Nein, das kann ich doch nicht wollen. Oder?
Die Alternative: Konsequent alle Veranstalungen meiden, die mit Weihnachten oder allgemein mit dem christlichen Glauben zu tun haben. Keinen Weihnachtsmarkt besuchen, auch wenn die hübsch geschmückten Innenstädte noch so sehr locken. Keinen Weihnachtsbaum. Keinen Adventkalender. Keine Zimtsterne. Keine Feier an Heiligabend. Kein Geschenketauschen und kein Kirchenbesuch mit der Familie. Doch kann ich meine Familie so vor den Kopf stoßen? Dass sie mir nichts schenken sollen, können sie vielleicht verstehen. Dass ich auch nichts schenke. Dass ich mich mit der Religion, die sie an diesem Tag leben, nicht identifizieren kann, vielleicht auch noch. Vielleicht würde meine Mutter, wie Mütter das eben manchmal tun, für eine schwierige Phase halten, aber damit könnte sie wahrscheinlich leben. Doch damit, dass ich an Heiligabend nicht mit der Familie feiere? Das würde sie sehr verletzen. Kann ich das wollen? Nein.
Auch die anderen Weihnachtsfeiern müsste ich konsequenterweise auslassen. Zugegeben, nicht jede dieser Feiern ist unverzichtbar und manchmal wird es auch einfach zu viel. Doch gerade die Feier von der Arbeit finde ich wichtig. Ich bin noch nicht so lange in diesem Job und möchte mich nicht ausgrenzen. Gemeinsame Treffen mit den Kollegen geben Gelegenheit, auch einmal privat zu reden und die anderen mal von einer anderen Seite kennenzulernen. Sie Gegenseitig vielleicht auch besser zu verstehen. Darauf möchte ich ungern verzichten.


Ist das falsch? Wo ziehe ich die Grenze zwischen: "Das ist eine religiöse Feier, das möchte ich nicht" und "Das ist Zusammensein mit netten Menschen, warum sollte ich Nein sagen und sie verärgern"? Muss ich eine Grenze ziehen? Wenn ich weitermache wie bisher, ist das Heuchelei? Ich denke darüber nach, ob ich nicht aufhören sollte, meine Wohnung weihnachtlich zu schmücken. Ob ich nicht die Geschenke, die ich mache und bekomme, einschränken sollte. Macht es Sinn aus der Kirche auszutreten, an die man nicht glaubt? Ich bin gerne bereit, das Geld zu spenden, einer Organisation, die ich kenne und bei der ich genau weiß, dass es an der richtigen Stelle ankommt. Eine Entscheidung konnte ich bisher nicht finden.


Was wird eigentlich, wenn ich einmal Kinder habe? Müsste ich die dann nicht auch fernhalten von Osterfeuern, Martinsumzügen und religiös angehauchten Kinderliedern? Ich denke nicht, dass das einem Kind schadet. Ein Glaube kann eine Hilfe sein, Recht und Unrecht unterscheiden zu lernen. Eine Orientierung zu geben. Doch das geht auch ohne. Ich möchte, dass meine Kinder selbst darüber nachdenken, was sie glauben und was nicht, und selbst ihren Weg finden. Doch sie werden erst einmal noch nicht alt und reif genug dafür sein - was also tun? Zum Glück steht diese Entscheidung noch nicht ins Haus. Zugegeben, auch der Vater meiner Kleinen hat bestimmt eine Meinung dazu. Doch noch ist es ja nicht so weit.


Auch ich muss meinen Umgang mit diesem Christ sein oder nicht sein erst finden. Und erlaube mir dabei auch, mal nicht hundertprozentig eine Linie zu fahren. Sondern auch mal abzubiegen und verschiedenen Denkansätze auszuprobieren.


Eure


Aryla

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen