Freitag, 2. Dezember 2011

Veggie

Ein Thema für mich und viele andere Leute: Vegetarismus, oder anders gesagt, esse ich Tiere oder nicht? Dieses Thema sprang mich im Sommer 2010 an. Ich hatte einen Bericht im Stern gelesen. Nichts außergewöhnliches, mittelmäßiger Tiefgang, der Titel: "Esst weniger Fleisch! - Was der Masenkonsum in Deutschland anrichtet".
Ein ganz neues Aspekt für mich: Was bedeutet es, wenn ich Fleisch esse? Was hat es für Auswirkungen, wenn ich im Discounter eine Handvoll Wurstscheiben für 0,59€ kaufe? Darüber hatte ich mir noch nie ernsthaft Gedanken gemacht. Klar, dass es tote Tiere sind, die dann auf dem Brot, in der Pfanne und im Backofen landen, weiß jeder. Dass diese Tiere auch irgendwo herkommen, gehalten und aufgezogen, gefüttert und versorgt werden müssen, ist auch einleuchtend. Und weiter? Es ist bequem, darüber nicht weiter nachzudenken. Doch ich musste, einmal auf den Gedanken gekommen, konnte ich nicht mehr aufhören, mich damit zu befassen.


Inzwischen esse ich seit fast eineinhalb Jahren kein Fleisch mehr. Und bevor die Frage kommt: Nein, auch keinen Fisch. Auch nicht sonntags. Ein Fisch ist schließlich genauso ein Tier wie ein Schwein oder ein Rind oder eine Katze oder ein Mensch. Ein Mensch? Ja! Auch das weiß im Prinzip jeder. Doch viele schieben diesen Gedanken im Alltag von sich. Ich bin Darwinist. Wer erhebt mich als Menschen über diesen Fisch oder dieses Huhn? Bin ich wertvoller? Warum? Was macht mich besser als andere Tiere, so dass ich entscheiden kann: Ratten sind schlecht und gehören vergiftet, Hamster sind süß und kommen in den Käfig (ab und zu auch auf den Arm zum Streicheln), Schweine sind nahrhaft und müssen für mich sterben. Mir fehlt nichts ohne Fleisch. Warum dann also welches essen? Inzwischen kenne ich mehr als genug Gründe dagegen, aber keinen einzigen Grund dafür.
Es gab einen Morgen, an dem ich nach wochenlangem Grübeln und Recherchieren aufstand und dachte: Nein. Das kannst du nicht mit deinem Gewissen vereinbaren. Seitdem "verzichte" ich, nein, eigentlich verzichte ich nicht, denn ich habe gar kein Verlangen mehr danach, Tiere zu essen. Das stößt in meinem Umfeld nicht immer auf Verständnis. Doch das ändert nichts an meiner Überzeugung. Integrität heißt das heutzutage, wie ich gelernt habe. Nicht nur eine Einstellung zu etwas zu haben, sondern danach auch zu handeln.


Das ist mir wichtig geworden. Meine Überzeugung, dass es nicht richtig ist, Tiere zu essen, hat nicht nur meine Ernährung beeinflusst. Ich denke, dass ich seitdem auch in anderen Situationen mehr versuche, hinter dem zu stehen, was ich tue und sage. Ehrlicher zu mir selbst zu sein. Mir mehr Gedanken über die Konsequenzen meines Handelns zu machen. Bewusster zu leben.


Mache ich mir zu viele Gedanken? Vielleicht. Doch was man einmal gedacht hat, kann man ja nicht mehr zurücknehmen. Zu spät. Ich bin Vegetarierin. Und ich glaube kaum, dass ich das je zurücknehmen kann oder will.


Eure

Aryla

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